Bei Churchills Mom! Oder doch nicht? Die Legende hinter dem Manhattan
Wann der Cocktail genau entstand und ob die weitverbreitete Geschichte hierzu stimmt, lässt sich mal wieder nicht zweifelsfrei belegen. Die verbreitetste Story besagt jedoch, dass der Cocktail 1874 von einem gewissen Dr. Ian Marshall zum ersten Mal kreiert wurde.
Dieser soll den heute berühmten Shortdrink zum Anlass eines Banketts von Jennie Churchill, der Mutter des späteren Premierministers Winston Churchill, gemixt haben. Da die Veranstaltung im New York Manhattan Club stattfand, verbanden die Gäste den Namen mit der Location. Als sie später in anderen Bars nach dem Drink fragten, nannten sie ihn den »Manhattan Cocktail«, woraufhin der Cocktail rasant an Beliebtheit gewann.
Eine schöne Geschichte, wenn sie denn wahr wäre. Denn zum angegebenen Zeitabschnitt war Jennie Churchill die meiste Zeit in Frankreich und brachte am 30. November im Blenheim Palace (Großbritannien) ihren Sohn Winston zur Welt. Unwahrscheinlich, dass sie sich sofort auf ein Schiff begab, nach Amerika übersetze, um am 29. Dezember ein Bankett in New York zu veranstalten.Wie der Cocktail wohl wirklich entstand
Die Geschichte mit Churchills Mutter eignet sich super, um sie als Barkeeper seinen Gästen zu erzählen. Sie eröffnet eine Szene und malt ein Bild, in das man sich gerne hineinversetzt. Doch die wahrscheinlichere Geschichte seiner Entstehung ist wohl eher unspektakulärer Natur.
Wie die meisten Cocktails ist der Manhattan womöglich auf einen Zufall oder einem experimentierfreudigen Barkeeper zurückzuführen. Man darf annehmen, dass der Cocktail zur damaligen Zeit (1874) bereits der Hausdrink des New York Manhattan Clubs war und er seinen Namen durch die Bar selbst erhielt, die ihn dadurch als Signature-Drink vermarkten wollte.
Gesichert ist, dass Variationen des Drinks spätestens in den 1880ern bekannt waren. Wie im New and Improved Bartender’s Manual von Harry Johnson zu lesen, bestand das frühere Rezept noch zu gleichen Teilen aus Whiskey und Wermut.
Zur damaligen Zeit war es üblich, den Aperitif mit weiteren Zutaten wie Absinth oder Orangenlikör* zuzubereiten.
Beliebte Variationen
Dank seiner großen Beliebtheit existieren mittlerweile diverse Varianten des Klassikers. Hauptsächlich werden für sie unterschiedliche Whiskeys, Wermuts und / oder Bitters verwendet und deren Mischungsverhältnis angepasst.
Rory O’More – Die irische Variante
Für diese Variante des Manhattans wird irischer Whiskey statt Rye verwendet und Orangenbitters hinzugegeben.
Rob Roy oder Affinity – Der Drink für William Wallace
Statt Rye-Whiskey setzt die schottische Variante natürlich auf Scotch und einer weiteren Zutat: 2-3 Dashs Bénédictine (Kräuterlikör).
Brooklyn – Das Lokalderby der Rivalen
Beim Brooklyn handelt es sich eigentlich um einen normalen Manhattan, jedoch erhält er noch einige Spritzer Kirschlikör, um ihn etwas mehr Frucht zu verleihen.
Föhr: Der Manhattan als deutsches Nationalgetränk
Wenn du bei Nordfriesland vor allem an raues Wetter und starken Schwarztee* denkst, solltest du noch einmal in dich gehen. Tatsächlich ist der Manhattan-Cocktail das Nationalgetränk der nordfriesischen Insel Föhr.
Zurückkehrende Auswanderer aus den USA brachten das Rezept mit auf die Insel zurück, wo der Cocktail schnell Anklang fand und mittlerweile als Nationalgetränk der Föhrer gilt. Wenn du also das nächste Mal deinen Sommerurlaub dort verbringst: Bestell einen Manhattan!
Die Nordfriesen wären aber nicht die Nordfriesen, wenn sie dem Drink nicht ihre eigene Note verpasst hätten. Üblicherweise besteht der Aperitif auf Föhr zu je einem Teil aus Rye Whiskey*, rotem und weißem Wermut.