Benannt nach einer Kanone: Die Geschichte des French 75 Drinks
Der French 75 hat sich seit seiner ersten Veröffentlichung im Jahr 1927 in Here’s How von Judge Jr. und im berühmten Cocktailbuch The Savoy Cocktail Book von Harry Craddock (1930) sowie dem anschließenden Siegeszug durch die besten Bars Europas, insbesondere in Paris, den Ruf als einer der elegantesten Champagner-Cocktails erarbeitet.
Namenspate für den Drink ist ein berüchtigtes französisches Feldgeschütz mit 75 mm Kaliber, das im Ersten Weltkrieg für seine enorme Durchschlagskraft bekannt wurde und den starken Charakter des Drinks hervorragend, wenn auch etwas martialisch, repräsentiert.
Erfunden wurde der Cocktail in der berühmten Harry’s New York Bar, die damals von Harry MacElhone in Paris betrieben wurde. Neben dem French 75 ist die Bar auch die Geburtsstätte weiterer ebenso bekannter Drinks wie der Bloody Mary, dem Sidecar und dem Blue Lagoon. Zudem war sie Treffpunkt namhafter Prominenter wie Ernest Hemingway, Scott Fitzgerald, Humphrey Bogart, Clint Eastwood oder Coco Chanel. Bis heute ist Harry’s Bar im Besitz der Familie MacElhones.
Obwohl er heutzutage fast ausschließlich mit Gin zubereitet wird, gilt Cognac unter vielen Mixologen als die aromatischere und authentischere Wahl für den Drink. So empfahl bereits David Embury in seinem 1948 erschienenen Buch The Fine Art of Mixing Drinks, den Soixante Quinze (dt. fünfundsiebzig, 75) mit dem französischen Weinbrand zuzubereiten, um dem Cocktail einen authentisch französischen Charakter zu verleihen.
French 75 Rezept: Die richtigen Zutaten
Der French 75 Champagner* Cocktail besteht lediglich aus vier Zutaten, was ihn zu einem wirklich einfach zuzubereitenden Drink macht, der sich hervorragend als Alternative für den Mimosa Cocktail als Aperitif eignet. Doch wie so oft, liegt der Teufel im Detail. Gerade aufgrund der wenigen Zutaten kommt es genau auf deren Qualität und das finale Zusammenspiel der Komponenten an. Aus diesem Grund solltest du nicht irgendeinen Gin in irgendeinen Schaumwein kippen und definitiv frisch gepressten Zitronensaft benutzen.
Die Bedeutung des Gins
Der Gin verleiht dem French 75 seinen Punch! Nicht umsonst wurde einer der beliebtesten Drinks nach einem französischen Feldgeschütz, dem Canon de 75 mm modèle 1897, benannt, welches vor allem im Ersten Weltkrieg für seine brachiale Durchschlagskraft bekannt und gefürchtet war.
Was das Aroma angeht, sollte der Gin zwar erkennbar sein, aber die feinen Noten des Champagners* nicht dominieren oder anderweitig stören.
Champagner oder nur Schaumwein?
Wenn du einen möglichst authentischen French 75 genießen möchtest, solltest du zumindest zu französischen Schaumweinen greifen. Es muss jedoch nicht gleich ein Champagner sein. Ein gut gemachter Crémant eignet sich ebenso gut und steht einem Champagner in nichts nach – außer vielleicht im Preis.
Doch auch ein deutscher Winzersekt oder ein italienischer Prosecco* spumante eignen sich hervorragend. Allgemein hat sich die Qualität von Schaumweinen außerhalb der Champagne in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gesteigert, was dem Champagner ein bisschen seines ursprünglichen Glanzes genommen hat.
Passende Gins für’s French 75
Für den Champagner-Cocktail empfiehlt sich ein trockener Gin, der sich auch gut in einem Martini machen würde. Damit du jedoch nicht lange rätseln oder experimentieren musst, findest du hier eine Liste an Gins, die sich für den Drink eignen.
- Aviation Gin
- Beefeater Gin
- Bombay Sapphire
- Damrak Gin
- Monkey 47 Schwarzwald Dry Gin
- Sipsmith London Dry Gin
- Tanqueray No. Ten
- Tanqueray Sevilla Orange Gin
- The Botanist Islay Dry Gin
Richtige Zubereitung eines perfekten French 75 Cocktail Rezepts
Wie bei vielen einfachen Cocktails mit wenigen Zutaten liegt auch beim French 75 das Geheimnis des besten Cocktails in der Art seiner Zubereitung. Wird er im falschen Glas serviert oder wird der richtige Gin mit dem unpassenden Schaumwein gemischt oder umgekehrt, wird aus dem eleganten, aber kraftvollen Klassiker ein sprudelndes Desaster.
Das Mischverhältnis
Was das perfekte Mischungsverhältnis des Cocktails betrifft, hängt es stark von den eigenen Vorlieben und den verwendeten Komponenten ab. Wenn Sie statt eines brut (< 15 g/l Restzucker) einen trés sec (< 20 g/l), sec (< 35 g/l), demi-sec (< 50 g/l) oder sogar einen doux (> 50 g/l) Champagner verwenden, sollten Sie den Zuckersirup reduzieren oder sogar ganz weglassen.
Auch die 15 ml Zitronensaft sollten Sie eher als Ausgangspunkt betrachten. Nicht jeder Schaumwein ist gleich, und manche haben eine deutlich intensivere Säure, die durch zu viel Zitronensaft nur noch verstärkt würde. Zum anderen spielt auch hier der Restzuckergehalt Ihres Champagners eine Rolle. Ein doux kann von mehr Zitronensaft profitieren, da die Säure die starke Süße des Weins in Schach hält und ihr mehr Spiel verleiht. Nutzen Sie hingegen einen extra brut (< 6 g/l) oder einen brut nature (< 3 g/l), kann es notwendig sein, den Zitronensaft deutlich zu reduzieren.
Ob nun 2, 3 oder sogar 4 cl (20, 30, 40 ml) Gin verwendet werden, hängt von zwei Faktoren ab: der Intensität des gewählten Gins und Ihren Vorlieben.
Das richtige Glas
Wie schon erwähnt, kommt es beim French 75 auf die Balance der einzelnen Zutaten an, und der Champagner soll seine typischen Zitrus- und Briochenoten beim Trinken durchaus in der Nase zeigen dürfen. Aus diesem Grund scheiden gleich zwei der meistgenutzten Gläser für den Cocktail direkt aus – Sektflöte und Champagnerschale.
Die besten Gläser für Champagner und auch für den French 75 sind moderne Champagnergläser. Diese erinnern mehr an Weißweingläser und sorgen dafür, dass die feinen Aromen des Drinks optimal an die Nase gelangen. Ich bevorzuge die Champagnergläser von Zalto. Wer eine günstigere Alternative sucht, ist mit den Gläsern von Stölzle Lausitz ebenso gut beraten.
In der Sektflöte ist der Drink förmlich gefangen. Zwar hält sich die Kohlensäure in ihr ganz gut, aber die Nase bleibt fast immer außerhalb des Glases und kommt nie in Kontakt mit den feinen Aromen, die sich aus dem Gin, der Zitronenzeste und dem Champagner ergeben.
Champagnerschalen sorgen nicht nur dafür, dass der Cocktail schneller schal wird, als man ihn trinken kann, sondern können auch die Aromen des French 75 nirgendwo einfangen, was viel zu schade für einen solchen Drink ist. Zwar sind sie die authentischste Glasware, in der man ihn servieren kann, da sie vor allem in den 1920er Jahren genutzt wurden, aber durch ihren hohen Schwerpunkt sind sie (wie auch Martinigläser) prädestiniert dafür, dass eine gehörige Menge des Drinks auf dem Boden landen wird, sofern man nicht höllisch aufpasst.
Ein französischer Cocktail mit weltweiter Anerkennung
Der French 75 gehört nicht ohne Grund zur Kategorie der Contemporary Classics der offiziellen IBA (International Bartenders Association) Cocktails. Wie nur wenige Cocktails versetzt er einen zurück in die goldenen 20er Jahre, in die Zeiten des Art Deco und der überbordenden Lust auf Luxus und Pomp.
Planst du eine 1920er Jahre Mottoparty, dann solltest du deinen Gästen definitiv einen French 75 als Aperitif anbieten. Das ist nicht nur unglaublich authentisch, sondern hebt – dank seiner Wirkung – auch direkt die Stimmung.