Weinflaschen liegend oder stehend lagern

Wein richtig lagern: stehend oder liegend

Stehend oder doch liegend? Um die richtige Lagerposition für Weine ist in der letzten Zeit ein wahrer Streit entbrannt. Während die Weinwelt sich in zwei Lager geteilt hat, schauen wir dem ganzen zu und entkorken lieber eine Flasche. Doch wo liegt eigentlich das Problem? Wir haben das mal etwas genauer betrachtet.

Warum lagert man Wein liegend?

Wein wurde schon immer liegend gelagert. Ja, es gilt schon fast als Ritual, eine Flasche Wein sachte in die Horizontale zu legen. Warum Weinflaschen übrigens seit jeher scheinbar liegend gelagert werden, ist (nach unserem Kenntnisstand) jedoch nicht überliefert.

Strengt man die graue Masse zwischen den Ohren aber etwas an, kommt man auf eine recht einleuchtende Idee! Liegend kann Wein beinahe beliebig hoch gestapelt werden. Ruck zuck sind 100 Flaschen übereinandergestapelt. Es bedarf keine extra Regalböden und der Platz zwischen den Flaschen wird optimal ausgenutzt. Wer jetzt Lust bekommen hat, darf das gerne mal mit stehenden Flaschen probieren. Für den entstandenen Schaden haften wir allerdings nicht.

Die Antwort auf die Frage: Weil schlaue Winzer irgendwann mal gemerkt haben, dass sie mehr Wein auf weniger Platz unterbringen, wenn der Wein liegend gelagert wird. Effizientes Denken, von dem so mancher Arbeitgeber heute nur träumen kann.

Das Märchen des (von innen) austrocknenden Korkens

Das Hauptargument der Lieger ist, dass der Korken durch den Kontakt mit dem Wein befeuchtet wird. Wird der Wein stehend gelagert, würde dieser austrocknen, nicht mehr ordentlich abdichten und der Wein käme mir Sauerstoff in Kontakt.

Die Sache hat jedoch einen Haken. Der kleine Leerraum in der Weinflasche weißt immer eine Luftfeuchtigkeit von nahezu 100 Prozent vor. In der Flasche ist die Luft also vollständig mit Feuchtigkeit gesättigt. Damit ein Korken austrocknet, muss er Feuchtigkeit abgeben. Da die Luft in der Flasche aber keine 101 Prozent feucht sein kann, geht das schlecht. Zu glauben, dass der Kork von innen austrocknet, ist also kompletter Quatsch.

Nichtsdestotrotz können Korken austrocknen und den Wein verderben. Allerdings liegt das Problem nicht in, sondern außerhalb der Flasche.

Luftfeuchtigkeit der Lagerumgebung ist entscheidender Faktor!

Während wir in der Flasche eine Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent vorfinden, liegt die optimale Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen bei 40 bis 60 Prozent. Und genau hier ist das Kernproblem. Würde man Wein bei 100 Prozent Luftfeuchtigkeit lagern, wäre es physikalisch unmöglich, dass der Korken austrocknet, da Feuchtigkeit weder nach außen, noch in Flascheninnere abgeben werden könnte. Allerdings würde sich Schimmel pudelwohl fühlen. Die Lagerung in einem türkischen Dampfbad scheidet also aus.

Wichtig zu verstehen ist, je geringer die relative Luftfeuchtigkeit der Lagerstätte, desto mehr Wasser verdunstet in kürzerer Zeit. Durch die Verdunstung an der Außenseite des Korkens entsteht ein Sog. Durch diesen Sog wird beständig Flüssigkeit nach außen geleitet, wo diese anschließend verdunstet.

Wir sprechen hier allerdings von mikroskopisch kleinen Mengen an Flüssigkeit, die wir nicht wirklich wahrnehmen. Wir schwitzen auch den ganzen Tag, dennoch ist unsere Haut die meiste Zeit trocken – zumindest gefühlt.

Verdunstet allerdings die Flüssigkeit am äußeren Ende schneller, als sie durch den Korken aufgenommen und nach außen transportiert wird, vertrocknet der Korken. Auch dieser Prozess passiert nicht über Nacht, sondern dauert Jahre.

Liegend oder stehend: Bei der richtigen Luftfeuchtigkeit egal

Als Gegenmaßnahme wird daher das Hinlegen der Flasche empfohlen. So wird der Korken mit der maximalen Feuchtigkeit versorgt und kann hoffentlich mehr Feuchtigkeit nach außen transportieren als nur eine hohe Luftfeuchtigkeit.

Allerdings kann man diese Maßnahme allenfalls als Sterben auf Raten bezeichnet werden. Eventuell trocknet der Korken nicht aus, allerdings verdunstet der Wein aus der Flasche. Der Füllstand sinkt und durch den entstehenden Unterdruck wird Luft in die Flasche gezogen. Das Verhältnis von Wein zu Sauerstoff steigt, der Wein oxidiert – fertig ist die Plörre.

Als ideale Luftfeuchtigkeit für die Weinlagerung gilt ein Bereich zwischen 75 und 80 Prozent bei 12 bis 14 Grad Celsius. Auch hier findet dieser Prozess statt, allerdings in einer extrem langsamen Geschwindigkeit. Selbst nach Jahrzehnten der Lagerung bleibt hier der Füllstand des Weins nahezu unverändert.

Wenn Dein Weinlager perfekte Lagerbedienungen aufweist, kannst Du Deine Weine hinstellen oder hinlegen, es macht keinen Unterschied.

Kannst Du nicht für perfekte Lagerbedienungen sorgen, ist es ratsam die Kapsel mit Siegelwachs luftdicht zu versiegeln, egal ob Du Deinen Wein aufrecht oder liegend lagerst. Durch diese Maßnahme verhinderst Du den oben beschriebenen Effekt. Der Kork hat keine Möglichkeit seine Feuchtigkeit an die Umgebung abzugeben.

Verfügt ein Wein über einen Kunstkorken, Kronkorken, Glasverschluss oder Schraubverschluss, spielt der hier beschriebene Effekt ebenfalls keine Rolle.

Achtung: Bei Kunstkorken sollte man von einer liegenden Lagerung sogar absehen. Durch den dauerhaften Kontakt des Weines mit dem Kunststoff können sich Weichmacher aus dem Kunstkorken lösen und in den Wein übergehen.

Bildquelle Titelbild ©porpeller – iStock.com

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