Mit über 100.000 Hektar Gesamtrebfläche ist Deutschland einer der führenden europäischen Weinproduzenten. Nachdem deutscher Wein um die Mitte des letzten Jahrhunderts ein erhebliches Imageproblem zu bewältigen hatte, gehört er heute wieder zur internationalen Spitze. Die Weinkultur in Deutschland blickt auf eine fast 2000-jährige Geschichte zurück, als die Römer die ersten Weinstöcke mitbrachten.
Im folgenden Artikel erfährst du spannende Fakten über die deutsche Weinkultur, die du möglicherweise noch gar nicht kanntest.
Viertgrößter Weinproduzent in der EU
Deutschland ist der viertgrößte Weinproduzent in der EU mit einer Produktion von rund 8,4 Millionen Hektolitern im Jahr 2020. Angebaut werden hierzulande hauptsächlich Weißwein-Sorten bei denen der Riesling als die Parade-Rebsorte für deutsche Weine gilt und sowohl trocken aber auch restsüß oder als hochwertiger Schaumwein ausgebaut wird.
Das größte deutsche Weinbaugebiet ist Rheinhessen
Auch als das »Land der 1000 Hügel« bekannt, ist Rheinhessen das größte Weinbaugebiet gemessen an seiner Rebfläche. Mit fast 27.000 Hektar ist knapp 1/5 der Gesamtfläche der Region mit Reben bestockt. In diesem Gebiet linksseitig vom Rhein entstehen dazu einige der besten und renommiertsten Weine Deutschlands. Vor dem Ersten Weltkrieg erzielten rheinhessische Weine Rekordpreise auf internationalen Auktionen.
Deutschland produziert eine Vielzahl von Weinen
Auf dem internationalen Parkett ist Deutschland vor allem für eine Rebsorte bekannt – Riesling! Vor allem die restsüßen und alkoholarmen Vertreter von der Mosel sind noch immer ein Aushängeschild für deutsche Winzerkunst in aller Welt. Doch Deutschland bietet Weinliebhabern so viel mehr.
Fast 140 Rebsorten finden sich mittlerweile in deutschen Weinbergen. Bei der großen Mehrheit handelt es sich dabei um weiße Trauben. Neben fruchtigen Weißweinen dürfen sich Genießer auch über elegante, fruchtbetonte Rotweine freuen. Vor allem der Spätburgunder / Pinot Noir fühlt sich im kühlen deutschen Klima pudelwohl. Auch in Sachen Schaumwein spielt Deutschland mittlerweile in der ersten Liga mit. So stehen traditionell hergestellte Winzersekte dem französischen Champagner* in nichts nach, außer vielleicht im Preis.
Deutschland hat ein ideales Klima für den Weinbau
Das Klima in Deutschland bietet vielen Rebsorten eine ideale Umgebung. Tatsächlich zählt das Land (in Sachen Wein) zu den Klimagewinnern. Nicht zuletzt dank der steigenden Temperatur konnten in den letzten Jahrzehnten eine deutlich höhere Rebenvielfalt in den Weinbergen kultiviert werden, was das Spektrum von deutschem Wein stark erweiterte. Mittlerweile finden sich sogar wärme liebende Trauben wie der Syrah in einigen Versuchsanlagen, die dort mit zunehmendem Erfolg angebaut werden.
Riesling, Spätburgunder und Müller-Thurgau – Deutschlands beliebteste Rebsorten.
Deutschland ist und bleibt für absehbare Zeit Riesling-Land! Über 23 % der Gesamtrebfläche sind mit der Königin der Rebsorten, wie der Riesling von Fans genannt wird, bestockt. Abgeschlagen auf Platz 2 steht erst seit Kurzem eine der international begehrtesten Rotweinreben – der Pinot Noir oder auch Spätburgunder. Die rote Traube fühlt sich im kühlen Klima Deutschlands pudelwohl und erzeugt hier einige weltweit renommierte Rotweine. Den dritten Platz belegt der gute alte Müller-Thurgau, der bis in die 1990er-Jahre sogar noch vor dem Riesling auf Platz 1 thronte. Doch die konsequente Qualitätswende vieler Winzer sorgte dafür, dass seine Rebfläche seit 1995 um rund 12.000 Hektar geschrumpft ist. Dennoch handelt es sich noch heute um eine der wichtigsten Rebsorten Deutschlands, die vor allem für einfache Weine im Basissegment genutzt wird.
Bremmer Calmont – Der steilste Weinberg in Europa
Dass einige der besten Weine hervorragend an Steillagen gedeihen, ist an der Mosel schon lange bekannt. In nächster Nähe zum kleinen Ort Bremm findet sich der Bremmer Calmont. Der bis zu 300 m hohe Berg besitzt eine Hangneigung von bis zu 60° und gilt als der steilste Weinberg in Europa. Die Bewirtschaftung solcher Steillagen ist nur in Handarbeit möglich und keineswegs ungefährlich.
Bad Dürkheimer Wurstmarkt – Das größte Weinfest der Welt
Der Dürkheimer Wurstmarkt ist das größte Weinfest der Welt und findet jährlich am zweiten und dritten Septemberwochenende in Bad Dürkheim statt. In den beiden Jahren 2020 und 2021 fiel das Volksfest Pandemie bedingt aus. Der Dürkheimer Wurstmarkt existiert seit dem 15. Jahrhundert, zieht jährlich mehr als 1 Million internationale Besucher an und verdankt seinen Namen dem regen Handel mit Wurstwaren in seiner Anfangszeit.
Heute ist der Wurstmarkt ein Magnet für Weinfreunde aus aller Welt und eine echte Attraktion für das kleine Örtchen in der Pfalz. Ein besonderes Highlight ist das Dürkheimer Riesenfass. Das größte Fass der Welt enthält jedoch keinen Wein, sondern beherbergt eine Gaststätte.
Deutsche Weinkönigin – Internationale Botschafterin für deutschen Wein
Die deutsche Weinkönigin ist eine internationale Botschafterin und Repräsentantin des deutschen Weins und wurde 1931 erstmals gekrönt. Die jährliche Wahl wird vom Deutschen Weininstitut veranstaltet und findet mit einigen Abweichungen in Neustadt an der Weinstraße (Pfalz) statt. Zur Wahl stehen 13 Gebietsweinköniginnen der Weinbaugebiete, die sich in einem Wettkampf vor einer Fachjury beweisen müssen. Die Krönung der deutschen Weinkönigin wird alljährlich im Oktober vom SWR live (Gala) und als Aufzeichnung (Befragungsrunde) ausgestrahlt. Übrigens: Bis 1999 galt noch die Regel, dass die Kandidatinnen ledig, also nicht verheiratet oder geschieden sein durften. Diese Regelung wurde mittlerweile aber glücklicherweise abgeschafft.
Schloss Vollrads – Ältestes Weingut in Deutschland
Deutscher Weinbau ist ein wahres Kulturgut und auf keinem anderen Weingut lässt sich die lange Geschichte des deutschen Weins so hautnah erleben wie auf dem ältesten Weingut Deutschlands – Schloss Vollrads im Rheingau. Die älteste Weinrechnung, die den Verkauf von Wein auf Schloss Vollrads dokumentiert, datiert auf das Jahr 1211. Auch mehr als 800 Jahre später steht das Weingut Schloss Vollrads immer noch für erstklassigen Rheingauer Riesling.
Hesssiche Bergstraße – Das kleinste Anbaugebiet
Verglichen mit Rheinhessen, Deutschlands größtem Weinanbaugebiet, ist die Hessische Bergstraße ein regelrechter Zwerg. Mit nur rund 450 Hektar Rebfläche würde sie fast 60-mal in das flächenmäßig größte deutsche Weinanbaugebiet passen. Doch Größe spielt auch beim Wein eine untergeordnete Rolle. Durch die geschützte Lage am Westhang des Odenwaldes und dem klimatischen Einfluss der oberrheinischen Tiefebene erhielt das kleinste deutsche Weinanbaugebiet den schönen Beinamen „Riviera Deutschlands“. Bei fast 1700 Sonnenstunden im Jahr und einer Jahresdurchschnittstemperatur von 10,9 °C ist dieser Spitzname durchaus angebracht. In der Region lässt sich die Geschichte des Weinbaus bis auf das 8. Jahrhundert im Lorscher Codex zurückverfolgen.
Vielseitig und Wunderbar – Deutsche Weine
Und? Kanntest du schon alle Fakten oder konntest du in diesem Artikel etwas Neues dazulernen? Selbstverständlich gibt es noch viel mehr über Deutschland und seine Weinkultur zu erfahren, die tief in der Landesgeschichte verwurzelt ist und die wir in einem gesonderten Beitrag noch einmal genauer unter die Lupe nehmen werden.
Titelbild: © Deutsches Weininstitut (DWI)