Passionierte Weinliebhaber können Stunden und Tage über Wein diskutieren. Kein Wunder – Wein ist ein kulturelles Gut und bereits seit 8000 Jahren ein Teil der Menschheitsgeschichte. Wer sich heute mit Wein auskennt, gilt als beruflich erfolgreich, intelligent und kultiviert. Allein diese Eigenschaften schüchtern so manchen Neueinsteiger in die Weinwelt gewaltig ein – doch halt!
Natürlich kann man aus Wein eine Wissenschaft machen und sich stundenlang über dessen Nuancen unterhalten – muss man aber nicht. Wein ist ein Genussmittel und – dank seines Alkoholanteils – ein Rauschmittel. Wein macht gute Laune und darauf kommt es an. Damit du aber dennoch mitreden kannst, findest du in diesem Artikel einige Fakten, mit denen du auf jeder Party glänzen kannst. Los geht’s!
Nur wenige Weine werden mit dem Alter besser
Ein Mythos, der sich hartnäckig hält, ist, dass Wein besser wird, je länger er im Keller liegt. Dieser Fakt trifft auf einen Bruchteil der Weine zu. Hauptverantwortlich für das Alterungspotenzial eines Weins sind seine Inhaltsstoffe. Alkohol, Gerbstoffe (Tannine) und Zucker*. Die Gerbstoffe dienen als natürlicher Oxidationsschutz, da sie sich gerne mit Sauerstoff verbinden und empfindlichere Inhaltsstoffe des Weins vor Oxidation schützen. Dabei bilden sie immer längere Molekülketten, was zu einem angenehmeren Mundgefühl führt. Weine mit hohem Tanningehalt benötigen diese Zeit, um überhaupt genießbar zu werden. Manche Weine brauchen zwischen 10 und 20 Jahren, um ihre Gerbstoffe harmonisch einzubinden.
Da in Weißweinen üblicherweise kein Tannin zu finden und der Alkoholgehalt vergleichsweise niedrig ist, entscheidet bei ihnen der Zuckeranteil über das Reifungspotenzial des Weins. Edelsüße Trockenbeerenauslesen könne dabei sogar mehrere Jahrhunderte reifen, ohne zu verderben.
Was versteht man unter einer Cuvée
Bei einer Cuvée mischt der Winzer unterschiedliche Grundweine (Rebsorten, Jahrgänge oder Lagen) zusammen, um daraus einen ganz eigenen Wein zu komponieren. Der Verschnitt gilt als wahre Kunst und ist nicht als Resteverwertung zu verstehen. Beispielsweise sind fast alle Champagner* eine Cuvée der Rebsorten Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier hergestellt. Auch der berühmteste Rotwein der Welt, der Château Pétrus, ist in den meisten Jahrgängen eine Cuvée aus Merlot und Cabernet Franc.
Teurer Wein ist nicht automatisch besser
Qualität kostet, auch bei Wein. Doch nicht immer bedeutet teurer gleich besser. Der Preis lässt nicht direkt auf die Qualität eines Erzeugnisses schließen. Die Kosten einer Flasche Wein werden von unzähligen Faktoren beeinflusst. Das Renommee des Weinguts und das Ernteverfahren sind nur zwei davon.
Ein bekanntes Weingut kann für einen durchschnittlichen Wein einen weit höheren Preis aufrufen als ein unbekannter Winzer für seine Großen Gewächse.
Einen soliden Basiswein bekommt man bereits für circa 5,00 € die Flasche. Alles darunter ist Russisch Roulette für die Geschmacksnerven.
Das richtige Glas verwenden
Die alte Garde hat ihn noch, den Glasschrank mit unzähligen Gläsern. Einige Glashersteller bieten für jede Rebsorte das passende Weinglas an. Dieses Gläserchaos muss nicht sein und gilt mittlerweile als veraltet. Heute benutzen viele Weintrinker ein sogenanntes Universalglas wie z.B. das Gabriel Glas oder das Zalto Universal. Nur bei speziellen Weinen kommt noch ein bauchiges Burgunderglas zum Einsatz. Kann man machen, muss man aber nicht. Der Unterschied zwischen Universalglas und Burgunderglas ist für Weinanfänger eh nicht zu »erschnuppern«. Daher eine klare Kaufempfehlung für die genannten Universalgläser.
Wie man Wein richtig lagert
Wein richtig zu lagern ist nicht so schwer wie du glaubst und benötigt nur selten einen Weinkühlschrank. Wer lediglich ein paar Flaschen für 1–2 Jahre zu Hause hat, kann auf die teure Anschaffung eines Klimaschranks verzichten, sofern er die folgenden Grundlagen beachtet. Den Wein an einem dunklen Ort lagern und auf keinen Fall direktem Sonnenlicht aussetzen. Bei Weinen mit Schraubverschluss ist es egal, ob sie stehen oder liegen. Flaschen mit Kunststoff- und Presskorken sollten schnell getrunken werden, da Weichmacher und Lösemittel in den Wein übertragen werden können.
Bei Weinen mit Korkverschluss ist auf eine stabile Umgebungstemperatur zu achten. Bei zu großen Schwankungen ändert sich der Druck in der Flasche. Das Ergebnis: Sauerstoff wird in die Flasche gezogen und der Wein oxidiert. Ein Überdruck (Flasche ist wärmer als die Umgebungstemperatur) drückt den Korken und die Flüssigkeit heraus. Der Wein läuft aus.
Wenn du mehr über die Lagerung von Wein wissen möchtest, lege ich dir den Artikel Wein richtig lagern: Auf diese Faktoren kommt es an ans Herz.
Das Menge-Güte-Gesetz – Weniger Trauben für bessere Qualität
Die Anzahl der Trauben, die an einem Rebstock hängen, wirkt sich auf die Qualität des späteren Weins aus. Dieses Prinzip wird als Menge-Güte-Gesetz bezeichnet. Ein Rebstock kann pro Tag nur eine gewisse Menge Energie aufnehmen und diese in die Reifung ihrer Früchte stecken. Je mehr Trauben an einem Stock hängen, desto länger benötigt die Reife. Im schlimmsten Fall schafft es der Rebstock nicht, die benötigte Energie zur Reifung der Früchte aufzubringen. Weine aus solchen Trauben sind extraktarm, sauer und allgemein von niedriger Qualität. Einige Top-Winzer lassen nur eine Frucht am Rebstock hängen. In diese fließen alle Nährstoffe und die komplette Energie, die die Pflanze aufbringt. Das Resultat: Vollreife Beeren mit hohem Nährstoffgehalt – die perfekte Grundlage für Spitzenweine.
Rotwein wird meist zu warm getrunken
Rotweine werden bei Zimmertemperatur serviert, richtig? Falsch! Okay, nicht gänzlich falsch, aber absolut veraltet, denn »Zimmertemperatur« bezieht sich auf die durchschnittliche Temperatur einer Wohnstube im 19. Jahrhundert – die bei circa 18 °C lag. Leider hält sich dieser Merksatz bis heute hartnäckig. Selbst in der Gastronomie schenkt man im Sommer nicht seltenen einen Rotwein mit 25 °C ins Glas.
Je schwerer ein Rotwein, desto wärmer und je leichter er ist, desto kühler wird er serviert. Die perfekte Trinktemperatur für Rotweine liegt zwischen 14 °C und 18 °C. Nur extrem schwere Vertreter vertragen auch Trinktemperaturen von um die 20 °C.
Erfahre jetzt mehr über die richtige Trinktemperatur für Wein.
Der älteste Wein der Welt
Über 2300 Jahre alt ist die Flasche im Historischen Museum der Pfalz in Speyer. Die 1867 bei Ausgrabungen geborgene Glasflasche enthält den weltweit ältesten erhaltenden Traubenwein. Nach Analysen handelt es sich bei der Flüssigkeit allerdings nicht nur um Wein. Die Flasche ist mit einem Heißwachssiegel verschlossen und der Rebensaft wurde mit großen Mengen an Olivenöl* konserviert. Laut der Aussage von Monika Christmann (Önologie-Professorin), ist der Wein immer noch trinkbar. Einen wirklichen Gaumenschmaus sollte man sich von ihm jedoch nicht erhoffen.
Als ältester noch trinkbarer Wein gilt der 1540er Würzburger Stein, der im Weingut Bürgerspital lagert. Im Jahr 1961 wurde die vorletzte Flasche des Weins geöffnet und in einem erlesenen Kreis verkostet. Mit dabei war der renommierte Weinkritiker Hugh Johnson, der den Wein als lebendig beschrieb. Die letzte Flasche des Weins kann im Bürgerspital noch besichtigt werden – allerdings nur zu seltenen Anlässen.
Calmont – Der (vielleicht) steilste Weinberg der Welt
Die Mosel ist eines der bekanntesten Weinbaugebiete Deutschlands. Die einzigartige Stilistik der hier produzierten Weine haben deutschen Riesling in der Welt berühmt gemacht.
Inmitten dieser idyllischen Landschaft steht der Calmont. Er erstreckt sich auf fast 400 m Höhe und beheimatet eine der abschüssigsten Einzellagen der Welt – dem Bremmer Calmont.
Einige Quellen sprechen von einer schwindelerregenden Hangneigung von bis zu 70 Grad, was ihn zum steilsten Weinberg der Erde küren würde. Die offiziell gemeldete Steigung beträgt etwas weniger. Mit 65° ist er jedoch immer noch auf Platz Eins in Europa. Die Weinernte in der Steillage ist anstrengend, lebensgefährlich und Handarbeit. Die einzige Arbeitserleichterung bieten vereinzelte Monorackbahnen, die jedoch nicht überall zur Verfügung stehen.
Medaillen und Punkte: Nicht immer ein Hinweis für Qualität
Vor allem im Supermarkt sieht man sie häufig: Weinflaschen die mit Auszeichnungen, Medaillen und Punkten übersät sind. Punkte und Weinkritiker sind für viele Konsumenten der Anhaltspunkt schlechthin und wirken verkaufsfördernd. Teilweise werden unzählige Weine mit derselben Goldmedaille ausgezeichnet. Ein wirkliches Qualitätsmerkmal sind solche Auszeichnungen nicht. Ihr einziger Vorteil liegt bei der Gewinnmaximierung der Händler. Natürlich trifft diese Aussage nicht auf alle Weinbewertungen zu.