Im Norden durch die Wälder und Berge des Taunus vor frostigen Winden geschützt, liegen die Toplagen des hessischen Weingebiets Rheingau. Das schützende Mittelgebirge im Rücken und den breiten Rhein als Wärme- und Wasserspeicher zu Füßen, besitzt das Weinanbaugebiet ein ganz besonderes Mikroklima, das sich in der Qualität seiner Weine widerspiegelt. Die vielschichtigen Böden und eine zwei Jahrtausende alte Weinkultur bringen weltbekannte Weiß- und Rotweine hervor. Darüber hinaus gilt der Rheingau als die Geburtsstätte des Rieslings und der Spätlese.
Bei Wiesbaden und Mainz entschloss sich der sonst so geradlinig verlaufende Rhein zu einem kleinen aber bedeutenden Kurswechsel. Auf circa 25 Kilometer knickt er nach Westen ab und schnitt über die Jahrmillionen das heutige Rheingautal in die Landschaft. Ohne diese glückliche Laune der Natur wäre der Rheingau nie entstanden. Nur durch diesen geologischen Zufall besitzt er seine begehrten Toplagen mit südlicher Ausrichtung.
Das Anbaugebiet des Rheingaus unterteilt sich in elf Großlagen zu insgesamt 123 Einzellagen. Darunter internationale Spitzenlagen für Riesling und Spätburgunder. Das Weinanbaugebiet erstreckt sich bis weit über die Grenzen seiner geografischen Lage. So gehören der Lohrberger Hang im Osten Frankfurts und der Böddinger Berg (nördlichster Weinberg Hessens) bei Felsberg, ebenfalls noch zur Weinbauregion Rheingau.
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Riesling und Spätburgunder: Die beliebtesten Rebsorten des Rheingaus
Willkommen im Land des Rieslings. Mit über 78 % der gesamten Anbaufläche (Stand 2008) dominiert die Königin der Reben deutlich. Fast alle Toplagen des Rheingaus sind mit Riesling bestockt. Durch die charakteristische Säurestruktur benötigen rheingauer Rieslinge häufig eine gewisse Lagerzeit, bevor diese ihre Trinkreife erreichen. Mit 12,7 % liegt der Spätburgunder auf Platz zwei der meist angebauten Rebsorten im Rheingau. Mit 75 ha Anbaufläche, auf der ausschließlich Spätburgunder angebaut wird, stellen die Assmanshäuser Ortslagen die größte zusammenhängende Spätburgunder-Anbaufläche in Deutschland dar. Die Pinots aus der Lage Assmanshäuser Höllenberg erfreuen sich weltweit einem hohen Ansehen.
Charakteristik der Rheingau-Weine
Wer den Charakter der Weine aus dem Rheingau verstehen möchte, muss sich über die Vielschichtigkeit der vorzufindenden Böden im Klaren sein. Während in den Balkonlagen, hoch über dem Rhein vor allem Quarz und Schieferböden vozufinden sind, erstrecken sich in den tiefer gelegenen Tallagen reichhaltige Lehm-, Löss und Tonböden. Eine perfekte Grundlage für die bekannten Rheingau-Rieslinge.
Ganz im Westen, bei Assmanshausen, sorgt vor allem der Phyllitschiefer für ausgezeichnete Spätburgunderlagen.
Die 4 Bodentypen der Weinregion Rheingau
- Vulkanböden – körperreiche, gehaltvolle Weine
- Schieferböden – fein-rassige, mineralische und spritzige Weine
- Keuper- & Muschelkalkböden – herzhafte, körperreiche Weine
- Löss- & Lehmböden – satte Weine mit einem ausladenden Bukett
Geburtsort der Spätlese
Während Alexander Flemming vor den Sommerferien eine Bakterienkultur vergaß und somit zufällig das Penicillin entdeckte, verdanken wir die Entdeckung der Spätlese ebenfalls einem Zufall. Genauer gesagt: einer Verspätung.
Die erste Spätlese war nicht geplant. Auch vor circa 250 Jahren herrschten im Weinbau schon strenge Regeln. So durften Winzer den Wein erst lesen, wenn die Gemeinden ihnen eine Leseerlaubnis erteilte. Doch diese Regelung galt nicht für das Weingut Johannisberg. Hier musste die Leseerlaubnis durch den damaligen Eigentümer, dem Fürstbischofs von Fulda erfolgen. So geschah es, dass sich im Jahr 1775 der ausgeschickte Kurier um zwei Wochen verspätete.
Die Weinbau betreibenden Mönche des Johannisbergs mussten 14 Tage lang zusehen, wie die Trauben an den Rebstöcken verschrumpelten und Schimmel ansetzten. Nachdem der Kurier endlich mit der ersehnten Leseerlaubnis eintraf, beschlossen sie, das scheinbar schlechte Lesegut dennoch zu einzuholen. Der daraus gekelterte Wein war von überragender Qualität und sorgte für großes Erstaunen. Die Mönche genossen die erste Spätlese der Geschichte und entdecken zufällig die positiven Eigenschaften der Edelfäule Botrytis cinerea. Dieses Ereignis gilt als die Geburt der edelsüßen Prädikatsweine (Auslese, Beerenauslese, Trockenbeerenauslese und Eiswein).
Bekannte Weingüter im Rheingau
- August Kesseler
- Balthasar Ress
- Chat Sauvage
- F. B. Schönleber
- Fritz Allendorf
- Weingüter Wegeler
- Weingut Kaufmann
- Weingut Krone
- Weingut Leitz
- Weingut Kloster Eberbach
- Weingut Künstler
- Peter Jakob Kühn
- Prinz von Hessen
- Robert König
- Robert Weil
- Schloss Johannisberg
- Schloss Schönborn
- Schloss Vollrads
Was ist die beste Jahreszeit, den Rheingau für eine Weinverkostung zu besuchen?
Darüber hinaus finden vor allem von Mai bis September diverse Wein- und Kulturveranstaltungen statt, die das Angebot an Weinproben in der Region noch erweitern können .