Wenn die Tage im September wieder spürbar kürzer werden und die Natur langsam ihr farbenfrohes Herbstkleid zur Schau trägt, bricht in den deutschen Weinregionen, besonders in der Pfalz, die Federweißer-Zeit an.
Jede Region hat ihren eigenen Namen für den kulinarischen Botschafter des neuen Jahrgangs. So ist er auch als Sauser, Rauscher, Neuer Wein, Bremser oder Krätzer bekannt. Dieser „neue Wein“ oder „junge Wein“ ist, je nach Beginn der Weinlese, von Anfang September bis Ende Oktober der Star der Saison.
Neuer Wein im Wandel: Was ist Federweißer?
Federweißer ist ein ungefilterter, teilweise gegorener Traubenmost, bei dem die alkoholische Gärung gerade erst begonnen hat. Dieses Stadium des Weins schenkt ihm eine einzigartige Vielfalt. Von zuckersüß bis hin zum fast durchgegorenen Jungwein, ist er in allen Geschmacksnuancen dazwischen zu finden. Der enthaltene Zucker* wird durch die natürlich aus enthaltene Hefe in Alkohol und Kohlensäure gespalten. Dabei entstehende Kohlensäure gibt ihm seinen spritzigen Charakter.
Wurden rote Trauben zur Herstellung verwendet, spricht man von Federrotem. Federweißer aus weißen Rebsorten gepresstem Traubenmost ist hingegen eine klare Sache. Er wird meistens aus Rebsorten wie Ortega oder Siegerrebe hergestellt, die sich weniger zur Herstellung von hochwertigen Weinen eignen.
Wie schmeckt Federweißer?
Der Geschmack von Federweißer ist ein dynamisches Erlebnis und stark abhängig von seinem Stadium der Gärung. In der Anfangsphase, wenn er noch über einen hohen Zuckergehalt verfügt, schmeckt Federweißer angenehm süß, leicht prickelnd und daher erfrischend. In dieser Phase besitzt er einen Alkoholgehalt von etwa vier Prozent. Federweißer ist daher auch weder für Kinder, noch für Schwangere geeignet. Seine leichter Kohlensäuregehalt verleiht ihm ein prickelndes Mundgefühl, die an Limonade erinnert.
Mit fortschreitendem Gären verändert sich das Geschmacksprofil merklich. Die Hefeteilchen im Most setzen ihre Arbeit fort und verwandeln den enthaltenen Zucker* weiter in Alkohol und Kohlensäure. Dies führt zu einer Zunahme des Alkoholgehalts, der bis auf elf Prozent steigen kann. In diesem Zustand nimmt der Federweißer einen herberen, komplexeren Charakter an. Die Kohlensäure ist dann weniger dominant, aber immer noch spürbar.
Es ist auch wichtig, die Temperatur zu berücksichtigen. Ein gut gekühlter Federweißer betont die spritzigen und erfrischenden Eigenschaften, während eine wärmere Temperatur die komplexeren, herberen Noten hervorhebt.
Federweißer aus verschiedenen Rebsorten wie Ortega oder Siegerrebe kann auch leichte Unterschiede im Geschmacksprofil aufweisen. Manche sind fruchtiger, andere eher floral oder sogar würzig. Aber egal aus welcher er hergestellt ist, Federweißer ist ein Getränk in Bewegung, dessen Geschmack sich von Tag zu Tag, manchmal sogar von Stunde zu Stunde, verändert.
Auf die Lagerung kommt es an!
Frischer Federweißer erinnert geschmacklich an eine alkoholhaltige Traubenlimonade. Die durch die Gärung entstehende Kohlensäure im Most verleiht dem Federweißer beim Genuss ein leicht prickelndes Gefühl. Wer ihn lieber herb mag, lässt ihn einfach einige Stunden bei Zimmertemperatur stehen. Das beschleunigt die Gärung, und die Hefen spalten Zucker in Alkohol und Kohlensäure auf. Sobald er den gewünschten Geschmack erreicht hat, gehört Federweißer wieder gut gekühlt in den Kühlschrank.
Federweißer wird häufig in Glasflaschen verkauft, die niemals fest verschlossen sein dürfen, damit die, durch die Gärung entstehenden, Kohlensäure entweichen kann. Ansonsten würden die Flaschen nach kurzer Zeit explodieren. Aus diesem Grund muss er auch stehend transportiert werden.
Rezepte zu Federweißer: Federweißer und Zwiebelkuchen
Zu Federweißem passen herzhafte Gerichte wie Zwiebelkuchen, ein deftiger Blechkuchen, der mit einer französischen Quiche Lorraine vergleichbar ist. Dieses Pairing ist so harmonisch, dass es schmeckt, als hätten sich Federweißer und Zwiebelkuchen in einer Weinbar getroffen und beschlossen, den Herbst gemeinsam zu feiern.
Die Gärung entsteht durch die Hefe und lässt den Alkoholgehalt von etwa vier Prozent auf bis zu elf Prozent steigen. Daher schmeckt der Federweißer mit der Zeit immer weniger wie Traubensaft und mehr wie ein fertiger Wein.
Bitzler, Sauser, Neue Weine: Die vielen Synonyme des Federweißen
Federweißer ihat viele Gesichter – und ebenso viele Namen. Abhängig von der Region hörter auf die unterschiedlichsten Bezeichnungen. Hier findest du eine Liste mit den häufigsten Synonymen, die dir begegnen könnten:
- Neuer Wein
- Junger Wein
- Sauser
- Rauscher
- Suser
- Krätzer
- Bitzler
- Sturm (vor allem in Österreich gebräuchlich)
- Bremser
- Herbstwein
- Federweißer kaufen – Darauf solltest du achten!
Federweißer kaufen – Darauf solltest du achten!
In und um die Weinbauregionen Deutschlands findet man Federweißen im Herbst fast überall. Du erhältst ihn im Supermarkt, direkt beim Winzer oder glasweise in vielen Restaurants, als saisonale Besonderheit. Doch Vorsicht! Nicht überall, wo Federweißer draufsteht, ist deutscher Wein im Spiel. Um der großen Nachfrage gerecht zu werden, greifen vor allem Supermärkte auf Tankweine aus Süd- oder Süd-Osteuropa zurück. Es empfiehlt sich daher, den Federweißer direkt beim Winzer zu erwerben – sofern möglich – und die Massenware aus dem Supermarkt zu meiden.