Die Sorte Dornfelder ist nach dem Spätburgunder die am zweithäufigsten angebaute Rotweinsorte in Deutschland und ist vor allem für ihre dunkle Farbe bekannt. Sie wurde in den 1950er Jahren entwickelt und wird vor allem als Verschnittpartner für helle Rotweine verwendet. Im Glas zeigt er sich farbintensiv mit fruchtigen Aromen von Sauerkirschen, Brombeeren oder Pflaumen, die von grüner Paprika, Holunder und Vanille begleitet werden können. Die meisten Weine sind im unteren Qualitätssegment angesiedelt, da der Dornfelder bis zu 120 Hektoliter pro Hektar Rebfläche produzieren kann, was ihn zu einem Liebling der Weinindustrie macht. Die wenigen Tropfen mittlerer bis hoher Qualität entstehen durch konsequente Ertragsreduzierung.
Inzwischen hat sich das Image des Dornfelders etwas gewandelt. Es gibt Spitzenweine, die sortenrein ausgebaut werden und sich durch hohe Qualität auszeichnen. Der „Exzellenz Nr. 6 Dornfelder Barrique“ vom Weinhaus Basten ist dafür ein Paradebeispiel und zeigt das Potenzial der Rebe. In diesem Artikel stellen wir noch einige weitere Fakten rund um die Dornfelder-Traube und ihre Weine vor.
Neuzüchtung: Geschichte der Dornfelder Traube
Während der Pinot Noir eine jahrhundertelange Tradition hat, wurde der Dornfelder erst 1955 von August Herold an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg (Württemberg) gezüchtet und ist damit die erfolgreichste deutsche Neuzüchtung unter den Rotweinsorten.
Der Dornfelder ist eine Kreuzung aus den beiden Rebsorten Helfensteiner (Frühburgunder × Trollinger) und Heroldrebe (Blauer Portugieser × Blaufränkisch). Beide Muttersorten stammen ebenfalls aus der Züchtung von August Herold. Der Dornfelder verdankt seinen Namen dem Gründer der Weinbauschule, Immanuel Dornfeld.
Vorrangiges Ziel der farbintensiven Sorte war es, Rotweine mit deutlich höherer Farbintensität erzeugen zu können. Sie sollte daher den farbschwachen autochthonen Sorten beigemischt werden (Deckwein), da der Verbraucher eine intensive Farbe mit besserer Qualität assoziierte. Da das deutsche Weingesetz vorschreibt, dass sortenreine Weine nur zu 85 % aus der jeweiligen Rebsorte bestehen müssen, können die Winzer ihren hellen Rotweinen bis zu 15 % Dornfelder beimischen und damit deren Farbintensität deutlich steigern.
Die Sorte ist zwar auch außerhalb Deutschlands zu finden, hat dort aber keine weinbauliche Bedeutung.
Besonderheiten der Dornenfelder Rebsorte
Die Sorte stellt keine besonderen Ansprüche an den Boden. Lediglich sandige und steinige Unterlagen sind zu meiden. Spätfröste und strenge Winter stellen jedoch aufgrund des mittelfrühen Austriebs und der schlechten Holzreife eine Gefahr dar. Aus diesem Grund ist die Wahl des richtigen Standorts von sehr großer Bedeutung. Die Sorte hat auch Probleme mit Trockenheit und wird allgemein als anfällig für Pilzkrankheiten wie Mehltau (Peronospora) angesehen. Generell gilt sie jedoch als robust und widerstandsfähig.
Gegenüber Botrytis ist sie aufgrund der dicken Beerenhaut unempfindlich.
Da es sich um eine Sorte mit sehr hohem Traubenertrag handelt, ist eine konsequente Ertragsreduzierung zur Erzielung einer möglichst hohen Weinqualität erforderlich.
Ampelografische Merkmale
- Triebspitzen: offen, stark behaart
- Blätter: groß, dunkelgrün gefärbt, fünflappig, grobzahnige, mit geschlossener, überlappender Stielbucht
- Traube: groß, dichtbeerig, konusförmig.
- Beeren: groß, rundlich, dickschalig und von schwarzblauer Farbe.
- Ertrag: sehr hoch (bis 120 hl/ha).
Anbaugebiete der roten Rebsorte
Dornfelder wird fast ausschließlich in Deutschland angebaut. Mit einer Anbaufläche von rund 7.100 Hektar (2021) steht er, gemessen an der Rebfläche, an fünfter Stelle der meistangebauten Rebsorten. Bei den Rotweinsorten steht er an zweiter Stelle, gleich hinter dem Spätburgunder. In anderen Ländern ist er praktisch unbekannt. Geringe Bestände gibt es in der Schweiz, in Großbritannien und in den USA.
Die größten Anbaugebiete sind Rheinhessen (ca. 3.200 Hektar*) und die Pfalz (ca. 2.700 Hektar*). Die Sorte ist jedoch in den meisten Regionen Deutschlands zu finden.
*) Quelle: DWI Statistik 2022-2023
Brombeere trifft Sauerkirsche: Aromen und Geschmack
Der Dornfelder gilt als kräftiger Rotwein mit dunklen Fruchtaromen. Im Glas erkennt man ihn sicher an seiner tiefen, dunklen Farbe, die ihn von typisch deutschen Rotweinen unterscheidet. Die deutschen Winzerinnen und Winzer bauen die Sorte in der Regel in zwei verschiedenen Stilrichtungen aus.
Bei der am weitesten verbreiteten Variante stehen die dunklen Fruchtaromen des Rotweins ganz klar im Vordergrund. Diese Weine, die nicht für eine lange Lagerung gedacht sind, werden gerne im neutralen Holz oder auch im Stahltank ausgebaut. In der Nase sind hier vor allem dunkle Beeren, Sauerkirschen und auch Holunder vertreten.
Die zweite Variante ist eher selten. Die Winzer bauen die Sorte hier gerne im kleinen Holzfass aus, um ihm einen harmonischeren Charakter zu verleihen. Darüber hinaus bringt das Holz eine gewisse Komplexität in den Rotwein. Das zeigt sich in der Nase mit Anklängen von Vanille*, Zimt* oder auch Lakritze.
Die Geschmacksrichtungen des Dornfelders reichen von trocken bis lieblich. Er hat ein moderates Säureskelett und einen Alkoholgehalt von bis zu 14,5 % (bei den lieblichen Varianten deutlich unter 10 %).
Speisekombinationen mit Dornfelder Wein
Dank seiner zahlreichen Stilrichtungen lässt er sich mit den unterschiedlichsten Gerichten kombinieren. In diesem Artikel möchte ich mich jedoch auf die trockenen Qualitätsweine konzentrieren.
Dank seines enormen Tanningehalts ist er wie geschaffen für nicht zu fette, aber eiweißreiche Fleischgerichte und Käsesorten. Für zu fette Speisen fehlt ihm die nötige Säure.
Für fruchtige Vertreter
- Gebratene oder gegrillte Fleischgerichte wie Steak, Hähnchenbrust oder Schweinefilet.
Seine Fruchtnoten harmonieren gut mit der kräftigen Würze von gebratenem oder gegrilltem Fleisch. - Herzhaftes Gulasch oder Eintöpfe wie Chili con Carne oder Bohneneintopf.
Der kräftige Körper und sein Säureskelett bringen Struktur in die Eintöpfe. - Pasta-Gerichte mit Tomatensoße oder Pesto.
Seine Frucht ergänzt die würzigen Komponenten von Tomate und Kräutern in der Soße. - Ratatouille oder Schmorgerichte mit Gemüse.
Die kräftigen Tannine harmonieren gut mit der reichhaltigen, erdigen Note von geschmortem Gemüse. - Pizza mit salzigem Belag wie Schinken oder Salami.
Die Tannine und Säurestruktur ergänzen die Salzigkeit von Schinken oder Salami.
Für Tropfen mit Barrique-Ausbau:
- Kräftige Fleischgerichte wie Rind- oder Wildbraten
Die Rauch- und Röstnoten, die sich durch den Barrique-Ausbau ergeben, ergänzen den Geschmack des Bratens. - Steak oder Lammkoteletts (gegrillt)
Seine kräftige Art harmoniert gut mit dem rauchigen Aroma von gegrilltem Fleisch. - Wildgerichte wie Wildschwein oder Reh.
Er ist kräftig genug, um mit intensivem Wildfleisch zu harmonieren. - Herzhaftes Gulasch oder Eintöpfe wie Bohneneintopf oder Linsensuppe.
Die Rauchnoten vom Ausbaus passen zu deftigen Eintöpfen besonders gut. - Geräuchertes Fleisch, wie geräucherter Schinken oder Rauchwurst
Seine Rauchnoten ergänzen den Geschmack von geräuchertem Fleisch. - Gereifter Käse wie Blauschimmelkäse oder gereifter Gouda.
Der Rotwein ist kräftig genug, um mit dem intensiven Aroma vom Käse mitzuhalten.
Ein Liebling der Weinindustrie
Die Verbreitung des Dornfelders sagt leider nichts über seine Qualität aus. Obwohl die Sorte das Potenzial für charaktervolle Tropfen mitbringt, ist sie aufgrund ihrer Robustheit und hohen Erträge ein Liebling der Weinindustrie. So sind die meisten Dornfelderweine im Preissegment um 3 Euro zu finden und von fragwürdiger Qualität. Schade, denn in meinen Augen hätte der Dornfelder durchaus das Potenzial zu weit mehr als billigem Industriewein.