Die Rebsorte Weißburgunder zählt zu fünf beliebtesten Weißwein-Rebsorten in Deutschland. Seine feinen und eleganten Weine eignen sich hervorragend als Speisebegleiter für leichte Gerichte wie Meeresfrüchte, Salate oder Pasta. Im Holz ausgebaute Weine können auch zu intensiveren Speisen wie Kalb, Lamm und sogar Wild gereicht werden. In Italien hört die Rebsorte auf den Namen Pinot Bianco, während er in seiner französischen Heimat unter Pinot Blanc geläufig ist. Seine Weine zeichnen sich durch ihre dezente, aber erfrischende Säure und einem moderaten Alkoholgehalt aus. Typisch sind seine subtilen Noten, die an Birnen, Zitrusfrüchte, Pfirsiche und grüne Nüsse erinnern.
Während der Weißburgunder auf dem internationalen Parkett eher für günstige Zechweine steht, haben deutsche Winzer die elegante Seite der Rebsorte entdeckt. Seine oben erwähnten Eigenschaften machen ihn zum perfekten Sommerwein und Menübegleiter, weshalb er sich in der Gastronomie einer besonderen Beliebtheit erfreut. Kein Wunder also, dass der Pinot Blanc seit Jahrzehnten einen stetigen Aufwärtstrend erfährt.
Mittlerweile sind 5,6 % der deutschen Rebfläche mit dieser eleganten Rebsorte bestockt – Tendenz steigend! Das bringt ihm den vierten Platz der am häufigsten angebauten Weißweinrebsorten in Deutschland ein.Damit liegt er hinter seinem direkten Verwandten, dem Grauburgunder, der den dritten Rang für sich beansprucht. Der Weiße Burgunder wird vorwiegend in europäischen Raum angebaut. Mittlerweile finden sich jedoch auch vereinzelte Parzellen in den USA, die mit ihm bestockt sind.
Abstammung & Geschichte | Die kleine Mutante aus dem Burgund(?)
Die genaue Geburtsstätte des Weißburgunders ist nicht zweifelsfrei belegbar. Mittlerweile wird vermutet, dass die Rebsorte sich vor ungefähr 2000 Jahren im Gebiet des heutigen Burgund entwickelt hat. Da eine genaue Herkunftsbestimmung bisher nicht möglich ist, sind auch das französische Rhônetal, der Bereich um den Genfer See und der Schweizer Kanton Wallis potenzielle Geburtsstätten der Rebe.
Als bewiesen gilt jedoch seine Abstammung. Beim Pinot Blanc handelt es sich um die hellbeerige Mutation des Pinot Noir. Der Blaue Burgunder (Pinot Noir) ist dabei ebenfalls die Ursprungsrebe einer weiteren Spielart der Rebe – dem Grauen Burgunder. Tatsächlich sind sich diese drei echten Burgundersorten derart ähnlich, dass diese selbst von vielen Experten erst mit der Traubenreife zuverlässig unterschieden werden können. Mit der zunehmenden Reife entwickeln die Trauben ihre typische Färbung und damit ihr untrügliches Unterscheidungsmerkmal.
Im 14. Jahrhundert brachten Zisterziensermönche den Weißburgunder nach Deutschland, von wo er seinen Siegeszug durch ganz Europa antrat. Dennoch besitzt die Rebe hierzulande eine gesonderte Stellung und wird mitunter zu Spitzenweinen verarbeitet, während sie im Rest Kontinents fast ausschließlich zur Produktion von günstigen Zechweinen zum Einsatz kommt. Zwei Ausnahmen stellen hier das Elsass und Südtirol dar, wo ebenfalls hochfeine Weine aus dem Weißburgunder entstehen.
Anbau: Die unkomplizierte Rebe mit wenig Ansprüchen
Im Weinberg gilt der Weißburgunder als unkomplizierte Rebsorte, die nicht allzu viele Ansprüche an seine Böden stellt und dabei regelmäßig gute Erträge hervorbringt.
Da er von Natur aus vergleichsweise wenig Säure mitbringt, die bei zu viel Hitze abgebaut wird, bevorzugt er eher kühlere Standorte. Der Weiße Burgunder verträgt jedoch ein wärmeres Klima als der Riesling. Aus diesem Grund wird die Rebsorte mittlerweile an vielen Standorten angebaut, die durch den Klimawandel für den Riesling zu heiß wurden. Ein Beispiel hierfür ist das südliche Baden, Deutschlands wärmste Weinbauregion und Spitzenreiter für Weißen Burgunder.
Als perfekte Unterlage gelten tiefe, wasserspeichernde und kalkhaltige Böden. Letztere Eigenschaft verbindet ihn mit dem Chardonnay, einem entfernten Verwandten, der aus einer natürlichen Kreuzung aus Heunisch und Pinot Noir – der Mutter des Pinot Blanc – entstand. Diese Verwandtschaft sorgt für einige geschmackliche Ähnlichkeiten der beiden Sorten, die schon mal im Glas verwechselt werden können.
Der Weiße Burgunder gehört ebenfalls zu den erlaubten Rebsorten in der Champagne, kommt bei der Produktion von Champagner* jedoch faktisch nicht zum Einsatz.
In Deutschland ist der Pinot Blanc in vielen Regionen eine vom Verband deutscher Prädikatswinzer (VDP) als Großes Gewächs zugelassene Sorte und wird von deutschen Winzern gerne zur Herstellung von eleganten Schaumweinen genutzt.
Leicht & Elegant: Der Weinstil des Weißburgunders
In guten Lagen und bei voller Reife liefert der Weißburgunder Weine von hoher bis sehr herausragender Qualität. Allerdings ist er auf internationaler Ebene fast ausschließlich für günstige Alltagsweine bekannt, die dem Potenzial der Rebsorte nicht gerecht werden.
Bei deutschen Winzern hat die helle Knospenmutation des Spätburgunders eine gewisse Sonderstellung. Neben wenigen Ausnahmen – wie etwa im Südtirol – produzieren deutsche Weinbauer aus der Rebsorte elegante und feine Weine, die mit zu den weltweit besten Weißburgundern gehören.
Die Weine zeichnen sich vor allem durch eine hell- bis goldgelbe Farbe, eine milde Säure und einem moderaten Alkoholgehalt aus, was sie zum idealen Essensbegleiter macht, aber auch als leichte Sommerweine auszeichnet. Seine einfacheren und schlanken Weine werden häufig im Stahltank vinifiziert, während große Weine gerne im kleinen Holzfass ausgebaut werden.
Wenig Säure & Elegante Aromen: So schmeckt ein Weißburgunder
Die Aromatik des Weißburgunders ist stark davon abhängig, ob er im Stahltank oder im Holzfass ausgebaut wurde und auf welchen Böden die Reben wachsen. Als typisch gelten Aromen von Birnen, Äpfeln, Zitrusschalen, Pfirsichen, gelbe Steinfrüchte und weißen Blüten. Die ihn auszeichnenden Anklänge von grünen Nüssen machen die Rebsorte erkennbar und differenzieren ihn vom Chardonnay, mit dem er gerne einmal verwechselt wird.
Stehen die Reben auf kalkhaltigen Böden, bringt Weißburgunder häufig eine mineralische Note mit sich, die öfters als eine leichte Salzigkeit empfunden wird.
Im Stahltank ausgebaute Weine besitzen eine Ähnlichkeit zum Riesling, verfügen aber über ein bedeutend schwächeres Säureskelett. Sie bieten daher eine gute Alternative für empfindliche Weinliebhaber.
Weißburgunder aus dem Holz weisen eine starke Ähnlichkeit zum Chardonnay auf, sind dabei jedoch weniger buttrig, nicht so cremig und kommen mit einem geringeren Alkoholgehalt ins Glas.
In den letzten Jahren wurde der Weißburgunder populär bei Orange-Wein-Winzern, da die Rebsorte auch bei längerer Maischestandzeit seltener zur Entwicklung ungewollter Bittertönen neigt.
Günstig und Gut: Das kostet eine Flasche Weißburgunder
Dank seines Daseins im Schatten des Rieslings und des Chardonnays und seinem internationalen Ruf als Zechwein erhält man hervorragende Weiße Burgunder bereits im Preissegment von 15 €. Solide Alltagsweine sind zwischen 6,00 € bis 8,00 € angesiedelt. Spitzenweine der Rebsorte (z. B. VDP.Großes Gewächs®) sind schon ab 20 € pro Flasche zu haben. Preislich ist hier nach oben noch etwas Luft, jedoch stellen 50 € / Flasche ein grobes Limit dar. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Lieber schnell genießen: So lange ist Weißburgunder lagerfähig
Die meisten Weißburgunder kommen bereits trinkfertig auf die Flasche und sind für den sofortigen Genuss bestimmt. Diese Weine profitieren nicht von einer längeren Lagerung und sollten binnen der ersten zwei Jahre getrunken werden.
Große Tropfen sind jedoch bedeutend lagerfähig und können bei einer Flaschenreifung geschmacklich noch weiterentwickeln. Die Marke von 10 Jahren gilt bei einem Pinot Blanc der Spitzenkategorie als grober Richtwert für das maximale Lagerpotenzial der Rebsorte. Natürlich finden sich auch hier immer wieder Ausnahmen, die von dieser Regel nach oben sowie unten abweichen.
Häufig gestellte Fragen zum Weißburgunder
Ist Chardonnay und Weißburgunder das Gleiche?
Nein! Zwar sind beide Rebsorten entfernt miteinander verwandt, da sich beide aus dem Pinot Noir entwickelt haben, jedoch handelt es sich beim Chardonnay um eine Kreuzung aus Pinot und Heunisch, während der Weißburgunder eine hellknospige Mutation des Spätburgunders darstellt.
Was ist der Unterschied zwischen Grauburgunder und Weißburgunder
Der Weißburgunder ist eine direkte Mutation des Grauburgunders, der wiederum eine Weiterentwicklung des blauen Spätburgunders darstellt. Im Weinberg lassen sich die drei Rebsorten faktisch kaum unterscheiden und können erst bei zunehmender Reife anhand ihrer Traubenfarbe zweifelsfrei bestimmt werden.
Im aromatischen Spektrum ist der Grauburgunder exotischer aufgestellt und weist im Vergleich zum Weißburgunder deutlichere Noten von Ananas auf. Zudem sind Graue Burgunder häufig gehaltvoller und besitzen einen höheren Alkoholgehalt.
Was passt zu Weißburgunder?
Weißer Burgunder gilt als perfekter Essensbegleiter für subtile und sommerliche Gerichte wie Meeresfrüchte, hellem Fisch, Salaten mit Joghurtdressings und leichten Pastagerichten.
Weißburgunder, die im Barrique-Fass ausgebaut wurden, eigenen sich auch für intensivere Speisen wie Kalb und Lamm und können sogar einen Rotwein bei milden Wildgerichten ersetzen.
Ist Sauvignon Blanc das Gleiche wie Weißburgunder?
Nein, der Sauvignon Blanc ist eine Kreuzung aus Traminer und Chenin Blanc und damit eine eigenständige Rebsorte, die nicht mit der Weißburgunder (helle Knospenmutation des Spätburgunders) verwandt ist.
Wo kommt der Weißburgunder her?
Die Rebsorte zählt zu den 10 echten Burgundersorten (Pinot-Familie). Wie sein Name bereits vermuten lässt, geht man heute davon aus, dass der Weißburgunder ursprünglich aus dem französischen Burgund stammt, wo die Weißweinrebe im Jahr 1872 auch als eigenständige Sorte offiziell klassifiziert wurde. Allerdings ist die exakte Herkunft nicht zweifelsfrei belegt. Daher gelten auch die Gebiete um den Genfer See (Schweiz), dem Rhônetal (Frankreich) und dem Kanton Wallis (Schweiz) als mögliche Ursprungsorte der Mutation.
Bildquelle Titelbild: © Ursula Brühl, Julius Kühn-Institut (JKI), Federal Research Centre for Cultivated Plants, Institute for Grapevine Breeding Geilweilerhof – 76833 Siebeldingen, GERMANY