Die 5S-Methode: Weine richtig verkosten wie die Profis

Die 5S-Methode: Weine richtig verkosten wie die Profis

Die Verkostung von Wein ist eine Kunst, die jeder erlernen kann. Es geht nicht nur darum, den Wein zu trinken, sondern seine Vielfalt, Komplexität und Schönheit zu erkennen. Ob du ein Anfänger bist oder bereits Erfahrung hast – dieser Leitfaden hilft dir, deine Fähigkeiten zu verfeinern und deine Liebe zum Wein zu vertiefen.

Du stehst vor deiner ersten Weinverkostung und fühlst dich vielleicht ein wenig unsicher? Keine Sorge, das geht vielen so. Doch mit der 5S-Methode – Sehen, Schwenken, Schnuppern, Schmecken, Sinnieren –  lernst du, Weine wie ein professioneller Verkoster zu probieren. Mach dich bereit, die Welt des Weins auf eine ganz neue Art und Weise zu erleben! Lass uns anfangen

Checkliste vor der Verkostung / Weinprobe

Bevor wir uns an das systematische Verkosten von Wein setzen, müssen wir den richtigen Rahmen setzen, damit dies möglichst problemlos gelingt. Hier erhältst du einige Tipps, die du beachten solltest, sowie Hilfsmittel, die idealerweise immer griffbereit sein sollten.

»Der beste Weg, mehr über Wein zu lernen, ist, mehr Wein zu trinken.«

Julia Child

Das solltest du beachten

  • Notizbuch + Stift
  • Ausgeschlafen
  • gemütliche Kleidung
  • vermeide frisch geputze Zähne
  • (sofern bekannt) informiere dich vorab über die zu verkostenden Weine, den Anbaugebieten und Winzer
  • verzichte auf Parfüm, Aftershave oder Deodorant
  • vermeide es vor und während der Weinprobe zu rauchen
  • trinke zwischen den Weinen Wasser, zur Neutralisierung des Geschmacks

Wein verkosten in 5 einfachen Schritten

Sehen – Der optische Eindruck beim Wein

Ein kritischer Blick auf deinenen Wein kann dir schon vor dem ersten Schluck viel verraten. Anhand seiner Farbe, Intensität und Klarheit kannst du bereits Rückschlüsse auf den Wein ziehen, bevor du ihn probiert hast. Auch einige Weinfehler lassen sich bereits hier erkennen. Als Grundregel kannst du dir merken: Je heller und blasser ein Wein, desto leichter wird er wahrscheinlich sein. Je dunkler und intensiver sich ein Wein zeigt, desto gehaltvoller. Dies ist zwar nicht immer und in jedem Fall korrekt, aber als Laie kannst du dich erst mal an dieser Regel orienieren.

Zeigen sich direkt nach dem Einschenken Bläschen im Glas, ist das ein Zeichen dafür, dass der Wein in der Flasche nachgegoren hat. Dies passiert häufig bei restsüßen Weinen, wenn nicht alle Hefen vor der Abfüllung abgetötet wurden. Dies kann ein Weinfehler sein, muss es aber nicht.

Auch die Klarheit beziehungsweise die Brillianz des Weines lässt sich hier bereits erkennen. Ist der Wein klar und funkelt? Zeigt er sich etwas matt oder besitzt er eventuell eine deutliche Trübung? Die beiden letzteren können auf einen Weinfehler hindeuten oder das Resultat einer unfiltrierten Abfüllung sein. 

Um nun die Farbe korrekt zu beurteilen, hältst du dein Weinglas leicht schräg vor eine möglichst weiße Oberfläche. Im besten Fall ein weißes Papier, aber eine Tischdecke oder der Ärmel eines weißen Hemdes funktionieren ebenso.  Handelt es sich um einen Rotwein, einen Weißwein oder um einen Rosé? Klingt trivial, aber nicht bei allen Weinproben weißt du, welcher Wein dir gerade eingeschenkt wurde – Stichwort: Blindprobe.

Schau dir nun die Farbe des Weines ganz genau an. Die gezeigte Grafik kann die dabei helfen, die Farbe und Intensität des Weines richtig zu beurteilen.

Dabei unterscheidet man sowohl bei Weiß- als auch bei Rotweinen die Intensität drei Stufen: leicht, mittel und intensiv.

Beachte jedoch, dass die Farbe eines Weins für Neulinge meist nicht sonderlich aufschlussreich ist und das es für die korrekte Farbbeurteilung einen möglichst hellen, gut beleuchteten Raum benötigt. Die meisten Verkostungen für Weingenießer finden jedoch eher im gemütlichen Ambiente mit gedämpften Licht statt.

Die 5S-Methode: Weine richtig verkosten wie die Profis

Farbe bei Weißwein

Die Farbe eines Weißweins reicht von blass, beinahe farblos bei sehr jungen und einfachen Weißweinen bis zu einem intensiven Gold, beispielsweise bei gereiften Auslesen.

Weißweine werden mit dem Alter dunkler und zeigen Bernsteinfarben bis hin zu einem gelblichen Braun.

Hast du also einen hellgelben bis leicht grünlich schimmernden Wein im Glas, kannst du in der Regel von einem jungen, fruchtigen und einfachen Wein ausgehen.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Farbe eines Weißweins nicht nur altersbedingt ist, sondern auch von Faktoren wie der Rebsorte oder den Weinbereitungsmethoden beeinflusst werden kann, was zu einer breiten Palette an Farbnuancen führt. So ist ein Chardonnay aus dem Edelstahltank meist deutlich heller und blasser, als ein Gleichaltriger, der im Barrique ausgebaut wurde.

Die Farbe von Weißwein wird nach WSET in folgende Farbtöne eingestuft:

  • grüngelb 
  • zitronengelb 
  • goldgelb
  • bernstein
  • braun

Die jeweilige Farbtiefe wird von blass, mittel bis intensiv eingestuft. Dabei ist die Farbintensität in der Regel ein gutes Index darüber, wie gehaltvoll der Glas ist.

Farbe bei Rotwein

Bei Rotweinen reicht die Farbpalette von einem transparenten Hellrot bis hin zu fast schwarz wirkenden Weinen. Dabei gilt die Faustregel: Je heller die Farbe, desto leichter der Wein. Einen Pinot Noir oder einen Gamay können selbst Laien schnell von einem Cabernet Sauvignon im Glas unterscheiden.

Im Gegensatz zu Weißweinen, werden Rotweine mit der Zeit immer heller, verändern ihre Farbe jedoch ebenfalls ins bräunliche. Die Aufhellung des Weines liegt daran, dass sich Sauerstoff mit der Zeit mit den Farbstoffen und Tanninen im Wein verbindet und diese als das sogenannte Depot ausfallen.

Ein Violettschimmer im Rotwein kann ein Hinweis auf einen säurebetonten Wein sein. Dieser Schimmer entsteht, weil die Säuren im Wein das Licht anders brechen. Obwohl ein Violett auf einen höheren Säuregehalt hindeuten kann, sollte beachtet werden, dass Eigenschaft auch durch andere Faktoren beeinflusst werden kann, und somit nicht als alleiniger Indikator für den Säuregehalt eines Weins herangezogen werden kann.

Die Farbe von Rotwein wird nach WSET in folgende Farbtöne eingestuft:

  • purpur
  • rubin
  • granat
  • braunrot
  • braun

Die 5S-Methode: Weine richtig verkosten wie die Profis

Schwenken – Mehr als nur cooles Gehabe

Schwenken ist ein wichtiger Bestandteil einer Verkostung, um den Wein »aufzuwecken« und seine Aromen freizusetzen. Was bei geübten Weinliebhabern einfach aussieht und für Laien wie unnötiger Firlefanz wirken mag, hat tatsächlich einen wichtigen Nutzen. Hierzu greifst du das Weinglas sanft am Stil und lässt dein Handgelenk sanft kreisen. Das erfordert zu Beginn fast immer etwas Übung, aber nach ein paar Mal hast du den Dreh raus und wirbelst den Wein wild im Glas herum, ohne ihn dabei zu verschütten. Und selbst wenn: Passiert auch den Besten hin und wieder mal wieder.

Durch das Schwenken des Glases benetzt der Wein die Seiten des Glases, was seine Oberfläche deutlich vergrößert. Er verdunstet daher besser, was die Aromen intensiviert.


Die 5S-Methode: Weine richtig verkosten wie die Profis

Schnuppern / Riechen – Die Aromen im Weinglas erfassen

Nach dem Schwenken hälst du dein Weinglas leicht schräg und führst langsam deine Nase tief ins Glas hinein, während du langsam und konstant durch selbige einatmest.

Im Gegensatz zu unserer Zunge, die lediglich lediglich zwischen fünf Geschmacksrichtungen unterscheiden kann, ist unser Geruchssinn dazu in der Lage 10.000 Gerüche voneinander unterscheiden zu können. Eine Studie aus 2014, deren Ergebnisse nicht unumstritten sind, geht von bis zu einer Billion unterschiedlicher Gerüche aus, die wir als Menschen wahrnehmen können.

Beim Wein unterscheidet man dabei drei Aromengruppen:

  1. Primäraromen, die der Traube selbst entstammen, werden meist mit fruchtigen, pflanzlichen oder blumigen Aromen in Verbindung gebracht. Sie sind für den rebsortentypischen Duft der einen Sauvignon Blanc (grüne Paprika) klar von einem oder Riesling (Zirtusfrüchte) differenzieren lässt.

    Beispiel typischer Primäraromen: Floral / Blumig, Apfel, Birne, Zitrusfrüchte, Steinfrüchte, Melone, Erdbeere, Kirschen, Pflaumen, Cassis, Heidelbeere, Grass, Kräuter, Pfeffer oder Paprika.
  2. Sekundäraromen entstehen während der Gärung und dem Ausbaus des Weins. Bei Rotweinen sind es meist würzige Noten von Vanille, Karamell oder Rauch, die durch den Ausbau in Eichenfässern entstehen. Bei Weißweinen entstehen sie vor allem durch den gezielten Einsatz von Reinzuchthefen oder einer kühlen Gärtemperatur (Eisbonbon).

    Beispiel typischer Sekundäraromen: Hefeteig, Brot, Toastbrot, Brioche, Käse, Joghurt, Butter, Sahne, Vanille, Nelken, holzige Noten, Rauch, Kaffee, Schokolade / Kakao.
  3. Teritäraromen werden auch als Reifenoten bezeichnet und entstehen durch Prozesse, die während der Alterung/Reifung eines Weines ablaufen. So ist Honig oder Bienenwachs ein typisches Tertiäraroma von gereiften Rieslignen.

    Beispiel typischer Tertiäraromen (Rotwein): getrockene oder gekochte Früchte (dunkle Rosinen, Feigen, Trockenpflaumen, eingekochte Kirschen, etc.), Leder, Champignons, Tabak, Fleisch, Waldboden, Karamell.
    Beispiel typischer Tertiäraromen (Weißwein): getrocknete Aprikosen, helle Rosinen, Orangen-, Zitronenmarmelade, Petrol (Riesling!), Zimt, Nüsse, Honig, Bienenwachs, Karamell, Ingwer, Muskat.

Dabei sucht man die Liste von oben nach unten ab. Zunächst versuchst du die primären Aromen zu entdecken, die dir die Rebsorte Verraten. Anschließend suchst du nach typischen Aromagruppen die bei der Gärung und dem Ausbau entstehen und abschließend hältst du ausschau nach den Primäraromen, die dir etwas über das Alter des Weines verraten können.

Auch Weinfehler machen sich meist als unangenehme Gerüche in der Nase bemerkbar. In meinem Artikel »Die 10 häufigsten Weinfehler: So erkennst du sie«, erfährst du, nach welchen Fehltönen du suchen musst.

Typische Weinfehler:

  • Korkton (TCA)
  • Böckser (Schwefelwasserstoff)
  • Pferdeschweiß (Brettanomyces bruxellensis)
  • Mäuseln (Ammoniak)
  • Essigstich (flüchtige Säure)

Beim Verkosten von Wein ist das Riechen eines der faszinierendsten und gleichzeitig schwierigsten Aufgaben. Aus diesem Grund trainieren gute Sommeliers dauerhaft ihr Geruchsgedächtnis. Für alle anderen empfiehlt sich ein Aromarad, das dir dabei hilft, die richtigen Aromen im Wein zu identifizieren.

Vermeide ein zu schnelles oder oberflächliches Riechen, das nicht die Tiefe der Aromen erfasst.


Die 5S-Methode: Weine richtig verkosten wie die Profis

Schmecken – Textur, Körper und Säure am Gaumen

Nach dem du die Aromen des Weins mehr oder weniger detailliert identifiziert hast, kommen wir nun zum Höhepunkt – dem Probieren. Um die geschmacklichen Qualitäten eines Weines korrekt einschätzen zu können, solltest du weder einen zu großen, noch zu kleinen Schluck nehmen. Gerade so viel, dass du den Wein im Mund verwirbeln kannst, damit er deine komplette Mundhöhle benetzt. Du wirst bereits beim allerersten Probieren merken, ob er dir schmeckt oder nicht, allerdings heben wir uns die Beurteilung nach persönlichen Vorlieben für später auf.

Beim Schmecken geht es neben dem Mundgefühl vor allem um Balance, Länge, Intensität und Komplexität sowie typische Eigenschaften, die eine bestimmter Wein oder eine bestimmte Rebsorte aufzeigen sollte. So ist beispielsweise Pinot Noir für sein Säureskelett bekannt, enthält jedoch wenig Tannin, was auf seine dünne Beerenschale zurückzuführen ist, während du bei einem Cabernet Sauvignon das Tannin definitiv wahrnehmen solltest. Ob dir das zusagt oder nicht, solltest du hier noch vernachlässigen. Es geht rein um den objektiven Eindruck des Weines.

Hinweis: Obwohl Pinot Noir für seine ausgeprägte Fruchtsäure bekannt ist und in der Regel weniger Tannin aufweist, ist zu beachten, dass die Tanninstruktur eines Weins nicht nur von der Dicke der Beerenschale abhängt, sondern auch von Faktoren wie der Art der Weinbereitung und der Reifung beeinflusst wird.

Intensität des Weines bestimmten

Sobald du einen Wein probierst, ist das das erste was dir auffallen wird, wie intensiv sich der Wein am Gaumen präsentiert. Du wirst Weine kennenlernen, die in der Nase eher zurückhaltend erscheinen, aber auf der Zunge förmlich tanzen und auch das genaue Gegenteil davon. Ein Wein, der dir in der Nase sprichwörtlich das blaue vom Himmel verspricht, fällt im Mund in sich zusammen und entpuppt sich als Blender.

Durch die Körperwärme entfalten sich mitunter weitere Aromastoffe, die du restronasal wahrnimmst, aber vorher noch nicht in der Nase aufgespürt hast. Achte darauf, ob du deine Liste an Aromen nicht vielleicht doch nocht ergänzen kannst.

Geschmacksrichtung: Trocken, halbtrocken oder lieblich?

Konzentriere dich danach auf deine Zungenspitze und versuche festzustellen, ob der Wein eine gewisse Süße aufzeigt und ob es sich um einen trockenen, halbtrockenen, lieblichen oder edelsüßen Wein handelt. Bei trockenen Weinen kannst du (fast) keinen Süße feststellen. Stellst du eine hauch Süße fest, handelt es sich wahrscheinlich um einen halbtrockenen Wein. Steht der Zuckergehalt ganz klar im Vordergrund, handelt es sich um einen lieblichen oder edelsüßen Wein.

Säuregehalt feststellen

Der Säuregehalt spielt im Wein immer eine entscheidende Rolle und sorgt dafür, dass Weine lebendig und fruchtig wirken und auf der Zunge förmlich tanzen. Wie würdest du das Säureempfinden im Wein am besten beschreiben?

Hier einige Begriffe, die dir bei der Beschreibung der Säure helfen sollen:
schal, rund / weich, frisch, erfrischend, fruchtig, vibrierend, rassig, spitz, sauer

Tannine

Gerbstoffe kommen vor allem aus den Traubenschalen und dem Holzfass, in dem der Wein reift. Sie sorgen für das pelzige, trockene Gefühl im Mund und haben einen bitteren Geschmack. Im besten Fall verleihen sie einem Rotwein Struktur und eine weitere Ebene der Komplexität. Im schlechtesten Fall wirken sie stark adstringierend und hinterlassen einen bitteren Geschmack. Beim Verkosten geht es darum festzustellen, ob die Tannine den Rotwein unterstützen und zu ihm passen, dann spricht man von gut integrierten Tanninen, oder sich rau und bitter präsentieren.

Hier einige Begriffe, die dir bei der Beschreibung der Tanninstruktur helfen können:

reif, weich, samtig, kreidig, feinkörnig / unreif, grün, grob, bitter, adstringierend

Möchtest du mehr über Tannine im Wein erfahren? Dann lies dir meinen Artikel »Tannine – Alles über die Gerbstoffe im Wein« durch

Der Körper: Schlank oder Vollmundig

Um den Körper eines Weines ist selbst für Weinkenner häufig ein abstraktes Konstrukt und besteht aus dem Zusammenspiel aus Alkohol, Zucker, Tanninen und dem Extraktgehalt. Ob du einen leichten oder einen vollmundigen Wein auf der Zunge hast, wirst du schnell feststellen. Leichte Weine tänzeln förmlich im Mund, wirken frisch und haben meist einen geringen Alkoholgehalt. Dagegen haben schwere Weine meist einen hohen Alkoholgehalt, reife Tannine und deutlich mehr Restzucker und liegen deutlich »schwerer« auf der Zunge. Als Paradebeispiel für einen leichten Wein ist ein Muscadet von der Loire (Frankreich), hoher Säuregehalt, wenig Alkohol und trocken ausgebaut. Musterexemplar für vollmundige und schwere Weine ist der Amarone della Valpolicell – alkoholreic, viel Extrakt, sanfte Tannine und eine ordentliche Portion Restzucker. 

Wie würdest du den Körper deines Weines einschätzen:

dünn, leicht, mittel, vollmundig oder schwer?

Textur des Weins

Die Textur eines Weines entsteht durch das Zusammenspiel diverser Komponenten und reicht von ölig bis hart. Als Beispiel für Weine, die häufig mit schmelzig, cremig oder ölig in Verbindung gebracht werden sind im Holz ausgebaut Chardonnays aus dem Burgund. Durch die malolaktische Gärung wird Äpfelsäure in Milchsäure umgewandelt, welche sich spätestens nach dem Schlucken oder Spucken anfühlt, als hättest du etwas fettiges (Butter oder Sahne) oder cremiges (Joghurt, Quark) gegessen. Die Textur eines Weines kann durch die malolaktische Gärung beeinflusst werden. Diese findet oft bei im Holz ausgebauten Weißweinen, wie Chardonnay, statt. Dabei wird Äpfelsäure in weichere Milchsäure umgewandelt, was dem Wein eine cremigere Textur verleiht. Allerdings wird dieses Verfahren nicht bei allen Weinen angewendet.

Junge Cabernet Sauvignons hingegen wirken häufig kantik und sperrig, da sie durch den hohen Tanningehalt mitunter adstringierend wirken, was sich anfühlt, als würde deine Mundhöhle sich zusammenziehen.

Harmonie und Balance

Achte darauf, ob der Wein sich harmonisch bzw. balanciert, in deinem Mund anfühlt oder ob einzelne Eigenschaften wie Süße, Säure, Tannine (Bitterkeit) oder der Alkoholgehalt untypisch im Vordergrund stehen. So ist bei einem trockenen Riesling die Säurestruktur immer ein wichtiger Bestandteil, sollte jedoch den Wein frisch, nicht sauer, wirken zu lassen. Bei lieblichen Weinen gehört der süße Geschmack dazu, aber besitzt der Wein auch genug Acidität oder ist er nur klebrig süß?

Spielen die einzelnen Komponenten deines Weines miteinander oder drängt sich eine Komponente spürbar in den Vordergrund und stört dabei das Zusammenspiel?

Die Harmonie eines Weines lässt sich gut mit folgenden Woten beschreiben:
im Gleichgewicht, harmonisch, rund, kippt in Richtung (Säure, Tannin, Süße) Alkohol-, Säure-, Süße-, Tanninbetont, unharmonisch, schwierig, verschlossen (meist bei jungen Rotweinen)


Die 5S-Methode: Weine richtig verkosten wie die Profis

Sinnieren – Abgang und Gesamteindruck beurteilen

Nachdem du den Wein nun ausgiebig und sensorisch mit deinem Mund analysiert hast, ist es Zeit, für das große Finale – dem Abgang! Nachdem du den Wein geschluckt oder ausgespuckt hast, zähle langsam die Sekunden und achte darauf, wie lange und intensiv du den Nachgeschmack des Weins wahrnimmst. Dieser Nachgeschmack (auch Finale, Abgang oder Nachhall) ist eines der untrügerlichsten Qualitätsmerkmale eines Weines. Die Länge des Abgangs wird in Sekunden berechnet:

  • unter 5 Sekunden: kurz
  • 5 bis 10 Sekunden: mittel
  • 10 bis 20 Sekunden: lang
  • 20 – 40 Sekunden: sehr lang
  • über 40 Sekunden: außergewöhnlich lang

Doch kommt es hierbei nicht nur auf die Länge, sondern auch maßgeblich auf den geschmacklichen Eindruck an, den der Wein dabei hinterlässt. Ein gutes Finale ist immer angenehm und sorgt Mitunter noch einmal für ganz neue Aromen, die du vorher noch nicht wahrgenommen hast.

Bleibt ein unangenehmer, bitter oder beißender Nachgeschmack, ist die Länge des Abgang irrelevant.

Persönliche Gedanken in Verkostungsnotiz eintragen

Jetzt ist die Zeit für deine Verkostungsnotizen gekommen, bei der du systematisch die Eindrücke des Weines festgehalten hast. Lasse unbedingt immer Platz für persönliche Gedanken. Nicht jeder gute Wein wird dir persönlich zusagen. Wichtig ist, dass du durch das Aufschreiben deiner Eindrücke und deiner Gedanken mit der Zeit eine geistige Datenbank erstellst, die sich mit der Zeit verfestigt. Je mehr Weine du probieren wirst, desto schneller und präziser wirst du Weine beschreiben und kategorisieren können.

Lass dich am Anfang nicht entmutigen, wenn du nur wenige und grobe Aromen identifizieren kannst und vielleicht 2-3 Schlucke benötigst, bis du das Mundgefühl eines Weines wirklich greifen kannst. Wichtig ist, dass du dran bleibst, weiter übst und dir Notizen machst.


Die Vielfalt des Weins: Ein Universum voller Ausnahmen

Wein zu verkosten ist ein vielfältiges und komplexes Thema. In diesem Artikel habe ich mich daher auf Grundregeln und gängige Methoden konzentriert. Jedoch ist Wein, wie das Leben selbst, voller Ausnahmen und Überraschungen. Jede Rebsorte, ihre jeweilige Weinregionen und die dort ansässigen Winzer bringen ihre eigenen einzigartigen Charakteristika und Eigenheiten mit sich, die das Format dieses Artikels sprengen würden.

»Wein ist eines der komplexesten Getränke der Welt – mit jedem Schluck tauchst du in eine Welt voller Geschichten und Aromen ein.«

Jancis Robinson

Während bestimmte Kategorisierungen wie Farbe, Aroma und Mundgefühl/Texutr eine hilfreiche Basis für die Verkostung bieten, gibt es stets Ausnahmen und individuelle Empfindungen, die diese Regeln herausfordern und brechen dürfen. Ein tiefgründiger Rotwein muss nicht immer schwer sein, während ein leichter Weißwein auch unerwartet komplexe und intensive Aromen aufweisen kann.

Die Vielfalt und der Reiz Neues zu entdecken, macht Wein so faszinierend. Sei daher, offen, neugierig und hinterfrage sowohl Trends als auch Traditionen. Verlasse dich nicht auf steife Regeln. Oder wie Steve Jobs einmal sagte: »Stay hungry, stay foolish!« Mit der Zeit wirst du aus deiner Erfahrung Verkostungen anders angehen als noch zum Beginn deiner Weinreise – und das ist gut so! Der wahre Genuss von Wein liegt nicht darin, sich in ein Korsett aus Wissen zu zwängen, sondern im individellen Erleben seiner unendlichen Vielfalt.

Fazit – Weinverkostung mit der 5S-Methode

Nachdem du nun die 5S-Methode kennengelernt und vielleicht sogar schon ausprobiert hast, bist du auf dem besten Weg, ein echter Weinkenner zu werden. Denke immer daran, dass Weinverkostung keine elitäre Wissenschaft, sondern eine spannende und genussvolle Erfahrung ist. Jeder Wein erzählt eine eigene Geschichte und es liegt an dir, sie zu entdecken und zu genießen. Mit Übung und Neugier wirst du deinenen Gaumen schulen und deinee Fähigkeiten verfeinern. Und das Wichtigste: Hab Spaß dabei! Wein ist eine wunderbare Welt voller Geschmäcker, Aromen und Freude. Also, hebe dein Glas, prost und genieße den Moment. Auf deine Reise in die faszinierende Welt des Weins!

Zum Abschluss möchte ich dich ermutigen, weiterhin neugierig zu bleiben und deinee Weinreise fortzusetzen. Es gibt so viel zu entdecken, zu schmecken und zu lernen. Vergiss nicht, dass jeder Schluck Wein nicht nur ein Getränk, sondern auch ein Stück Kultur, Geschichte und Leidenschaft ist.

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 5 / 5. Anzahl Bewertungen: 2

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!

Lasse uns diesen Beitrag verbessern!

Wie können wir diesen Beitrag verbessern?

Weitere Beiträge