Welcher Wein zum Raclette? Eine Frage, die sich fast jeder mindestens einmal im Jahr stellt – meistens zu Weihnachten oder Silvester. Die mögliche Vielfalt beim Racletteessen macht die Weinauswahl mitunter schwierig. Zu einer vegetarischen Variante mit mildem Käse passt ein ganz anderer Wein als zu würzigem Käse mit Lamm oder Rind. Und dann finden sich häufig noch Garnelen oder Fisch im Schälchen und die Verwirrung ist komplett. Aus diesem Grund habe ich mich in diesem Artikel einmal näher mit der Thematik »Der richtige Wein zum Raclette« beschäftigt und zeige dir, wie du mit einfachen Mitteln den richtigen Wein für dein nächstes Raclette findest.
Die richtigen Weine zum Raclette: Das Wichtigste zuerst
Klar, bei der richtigen Weinbegleitung gibt es gewisse Regeln denen man folgen sollte. Doch die oberste Regel ist: Trinke keinen Wein den du nicht magst, nur weil er »technisch« zum Essen passt. Wenn du absolut keinen Chardonnay mit Holzeinfluss magst, dann wirst du kein Essen finden, zu dem dir dieser Wein gefällt. Daher die Regel: Begleite dein Essen immer mit passenden Weinen die du auch ohne Essen genießen würdest.
Das gleiche Prinzip gilt für die Wahl des richtigen Weins für jeden Anlass. Wenn Du dich für einen Wein entscheidest muss er nicht nur zum Essen passen, sondern auch deinem Geschmack entsprechen.
Der Käse gibt den Ton an
Ohne Käse kein Raclette und echte Fans setzen nicht nur auf eine Käsesorte. Ein würziger Käse benötigt einen anderen Partner als ein leichter. Der Klassiker ist ganz klar der Walliser Raclette. Dieser Rohmilchkäse wird ausschließlich im gleichnamigen Kanton Wallis hergestellt, reift für mindestens 3 Monate und muss einen Fettgehalt von über 50 % Fett in Trockenmasse vorweisen.
Das Wort Raclette stammt aus dem walliser Dialekt. Dort bedeutet das Wort »racler« übersetzt »schaben« und bezieht sich auf die ursprüngliche Zubereitungsform des Racletts im Schweizer Kanton Wallis, bei dem ein ganzer Käselaib über einem Holzfeuer oder mithilfe eines Raclette-Ofens erwärmt und anschließend abgeschabt wurde.
Dank der großen Verbreitung des Gerichts, finden sich mitunter jedoch auch andere Käsesorten in den kleinen Pfännchen. Vom milden Mozzarella bis zum würzigen Roquefort habe ich schon so ziemlich alle Käsesorten beim Racletteessen gefunden. Die Auswahl des richtigen Weins hängt daher maßgeblich davon ab welchen Käse du verwendest und welche Zutaten sich in deinen Pfännchen finden.
Im folgenden Teil gehe ich daher auf die passenden Weine für unterschiedliche Käsestile ein. Um die Sache jedoch nicht ausufern zu lassen, beschränke ich mich hier auf gewisse Grundstile
Ein kleiner Tipp vorweg
Beim Raclette passt fast nie nur ein Wein für alle Zutaten auf dem Tisch. Wenn du wirklich zu jeder Kombination den passenden Wein bereithalten möchtest, benötigst du meistens 2-3 Flaschen oder du grenzt deine Zutaten so ein, dass sie genau auf den ausgesuchten Wein passen. Letzteres halte ich jedoch für viel zu restriktiv und seien wir mal ehrlich: Bei einem Raclette-Abend mit Freunden oder der Familie sind 2-3 Flaschen Wein schneller weg als gedacht.
Die beliebtesten Raclettegrills
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Weißweine – Der passende Wein zum klassischen Raclette
Ob das klassische Weißbrot, Gemüse, Geflügel oder Fisch, hier ist ganz klar ein Weißwein die passende Begleitung zu deinem Racletteessen. Fruchtige, leichte Weißweine mit viel Säure eignen sich hervorragend. Ihr eleganter Geschmack harmoniert bestens mit den nussigen Aromen des Raclettekäses ohne diese zu dominieren und die frische Säure im Wein durchschneidet das Fett und erfrischt den Gaumen. Auch zu hellem Fleisch bilden Weißweine zum Raclette die bessere Wahl. Wer weintechnisch in Deutschland bleiben möchte ist mit einem Gutsriesling oder einem fruchtigen Silvaner bestens beraten. Wer ganz traditionell sein will greift zum typisch schweizer Raclettewein, dem Gutedel bzw. Chasselas, wie die Rebsorte in der Schweiz genannt wird.
Riesling
Raclettekäse harmoniert dank seines hohen Fettgehalts und seiner subtilen Aromen gut mit dem hohen Säuregehalt und den Fruchtaromen von Riesling. Der hohe Salzgehalt im Käse ermöglichst sogar den Griff zu einem halbtrockenen Riesling wie beispielsweise ein Kabinett aus dem Rheingau oder der Mosel.
Silvaner
Wer Riesling nicht mehr sehen kann oder seine Gäste mal überraschen möchte, reicht zum klassischen Raclette einen Silvaner aus dem Rheingau oder Rheinhessen. Der hohe Säuregehalt passt perfekt zum fettigen und salzigen Käse, während die subtilen Aromen die des Raclettes ergänzen.
Muscadet
Mit seiner knackigen Säure und seinen zitrisch-mineralischen Aromen macht der Muscadet eine unglaublich gute Figur beim Raclette. Die Sorte eignet sich vor allem, wenn du bei deiner Käseauswahl auf eher milde Varianten setzt. Finden sich hocharomatische Komponenten in deinem Raclette wieder solltest du auf aromatischere Weine setzen.
Gutedel – Schweizer Standard zum Raclette
In der Schweiz stellt sich gar nicht die Frage welchen Wein man zum Raclette serviert. Die Antwort: Chasselas, wie die Rebsorte in der Schweiz genannt wird. Dank seiner straffen Säure schneidet er förmlich durch den hohen Fettgehalt des Käses und hinterlässt einen erfrischenden Eindruck. Knochentrocken mit eleganten Aromen von Äpfeln, Birnen, Melonen und Kräutern ist der Gutedel eine hervorragende Wahl für ein klassisches Raclette mit milden Käsevarianten und unaufdringlichen Beilagen.
Grauburgunder
Fans des Grauen Burgunders müssen auch beim Raclette nicht auf ihn verzichten. Allerdings würde ich um die schweren Geschosse aus Baden oder dem Elsass einen Bogen machen. Durch die warmen Temperaturen bringt die Rebsorte hier recht säurearme Weine und aromatische Weine hervor, die nicht mit dem fettigen Käse mithalten können. Einen Grauburgunder aus der Pfalz, Rheinhessen oder dem Rheingau würde ich hier vorziehen. Hier findet man häufig eine leichte, fruchtigere Stilistik die sich besser als Weinbegleitung zum Raclette eignet.
Grüner Veltliner
Der Grüne Veltliner ist Österreichs Antwort auf Riesling und eignet sich genau so hervorragend als Wein zum Raclette. Seine krachende Säure gleitet wie ein Schwert durch das Fett im Raclettekäse und seine feinen Aromen von Stachelbeeren und weißem Pfeffer ergänzen sich gut mit denen des Käses, ohne diese dabei zu dominieren.
Sauvignon Blanc
Sauvignon Blanc ist auch als Liebling der Gastronomen bekannt und macht als Wein zum Raclette eine gute Figur. Vor allem, wer auf mildere Käsesorten setzt und einen Wein sucht, der es schafft dem hohen Fettgehalt standzuhalten, greift beim Sauvignon Blanc zum richtigen Begleiter. Doch Achtung: Im Holzfass ausgebaute und sehr aromatische Vertreter würde ich nicht empfehlen. Lieber eine leichtere Variante von der Loire, mit grünen Aromen von Paprika und Tomatengrün. Wer es fruchtig mag schaut nach einem Wein aus Neuseeland (Marlborough).
Champagner & Sekt
Eine meiner absoluten Favoriten zum Raclette sind ganz klar Schaumweine. Ihr erfrischendes Prickeln erfrischt den Gaumen vom Fett und eignet sich somit hervorragend für geschmolzenen Käse. Dabei muss es nicht immer Champagner* sein. Gute Winzersekte oder spanischer Cava* stehen mittlerweile ihren französischen Verwandten in nichts mehr nach und sind häufig deutlich günstiger zu haben. Dabei hilft die Kohlensäure dabei den Gaumen vom fettigen Käse zu erfrischen während sich die leichten Hefenoten von der Flaschengärung perfekt in das nussige Aromenspektrum des Käses integrieren.
Rotweine zum Raclette – Eine Fleischesfrage
Zum klassischen Raclette, was traditionell nur aus Käse und Brot besteht, sind die meisten Rotweine eher ungeeignet. Ihre intensiven Aromen würden die des Käses vollkommen unterdrücken und die fehlende Säure würde ihn schal wirken lassen. Schuld dafür ist der hohe Fettanteil im Käse. Hier empfehlen sich für Rotweinliebhaber eher leichte und säurestarke Rotweine wie Pinot Noir oder Zweigelt.
Wer jedoch Rind, Lamm oder sogar Wild auf seinem Raclettegrill zubereitet und sie mit einem passenden Wein begleiten möchte, kommt mit einem leichten Rotwein nicht weit und greift lieber zu etwas vollmundigeren und intensiveren Vertretern. Hier sind ein argentinischer Malbec oder ein fruchtiger Merlot eine denkbar gute Wahl für alle, die kräftige Rotweine lieben.
Pinot Noir & Gamay
Wer Rotweine bevorzugt muss beim Raclette definitiv nicht darauf verzichten. Allerdings dürfen die Weine die feinen Käsearomen nicht überdecken und sollten ein gesundes Säuregerüst aufweisen, um mit dem Fett mithalten zu können. Pinot Noir bzw. Spätburgunder und Gamay sind die passenden Rotweine für Raclette. Beide Rebsorten wachsen eher in kühleren Regionen und bringen fruchtig-leichte Rotweine mit wenig Tannin hervor.
Zweigelt
Die meistangebaute Rebsorte Österreichs ist bekannt für leichte Rotweine mit wenig Tannin und einem hohen Säuregehalt. Das macht den Zweigelt zu einer hervorragenden Alternative für alle, die Pinot Noir nicht mehr sehen können oder gerne mal einen anderen Wein zum Raclette genießen möchten.
Kräftige Rotweine als Begleitung zum Raclette
Wenn sich bei deinem Raclette auch Rind- und Lammfleisch finden lassen, reicht ein leichter Rotwein meistens nicht aus. Aus diesem Grund hier ein paar Rebsorten für alle, die auf rotes Fleisch beim Raclette nicht verzichten möchten.
Malbec
Gerade wenn du Lamm oder Rind zu deinem Raclette genießt, kann sich ein gerbstoffreicher Malbec gut behaupten und wird nicht von den intensiven Aromen des Fleisches dominiert. Der hohe Fettgehalt des Käses sorgt zudem dafür, dass der bittere Eindruck der Gerbstoffe im Zaum gehalten wird. Die aus Frankreich stammende Traube wird heute hauptsächlich in Argentinien angebaut. In ihrer alten Heimat trägt sie den Namen Côt.
Cabernet Sauvignon
Besonders würziger Käse, dunkles Fleisch mit Röstaromen und intensive Saucen sind eine hervorragende Basis für Cabernet Sauvignon.Die Rebsorte, die für ihren hohen Tanningehalt und ihre an grüne Paprika erinnernde Nase bekannt ist, gehört zu den am häufigsten angebauten Rebsorten. Weine aus ihrer französischen Heimat würde ich zum Raclette nicht empfehlen. Ihr vegetabiler Stil ist deutlich weniger für die Aromenwelt beim Raclette geeignet als die fruchtigeren Vertreter aus Australien.
Merlot
Sein fruchtiger Geschmack, sein volles Mundgefühl und seine samtigen Tannine machen den Merlot zu einem echten Publikumsliebling. Er hat genug Kraft, um es mit rotem Fleisch aufzunehmen und besitzt genug Säure und Alkohol, um auch gegen das Fett im Käse anzutreten.
Blaufränkisch
Für viele eine der besten Rotweine Österreichs eignet sich ebenfalls hervorragend als Weinbegleitung zum Raclette. Vollmundig, trocken, mit zupackenden Tanninen und einer frisch-fruchtigen Säure eignet sich der Blaufränkisch hervorragend für Lamm und Rind auf dem Raclettegrill. Die Gerbstoffe werden durch den fettigen Käse etwas abgedämpft und die Säure erfrischt den Gaumen auf angenehme Weise.
Wie man Wein zum Raclette serviert
Wer einmal Raclette gemacht hat weiß, dass es dabei heiß hergeht. Aus diesem Grund solltest du deinen Wein nicht unmittelbar neben deinem Raclettegrill aufstellen.
Selbst Rotweine solltest du lieber etwas gekühlt bereitstellen. Der Ofen heizt auch größere Räume schnell auf und in Windeseile wird aus dem erfrischenden Schluck im Glas eine warme, bitter-saure Brühe. Ein Weinkühler oder eine Kühlmanschette* leisten hier gute Dienste.
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Der passende Wein zum Raclette – Die Theorie
Ob und welche Weine zum Essen passen hängt von einigen Grundregeln ab die nicht nur bei der Suche nach einem Wein zum Raclette ihre Anwendung finden. Alles bezieht sich auf ein paar Kompomenten und wie diese miteinander interagieren. Aus diesem Grund schauen wir uns deren Zusammenspiel kurz einmal genauer an.
Salz* im Essen erfordern einen Wein mit genügend Säure. Der Wein sollte im Eindruck immer gleich viel oder mehr Säure aufweisen als das Essen. Salziges Essen verträgt sich außerdem hervorragend mit restsüßen Weinen.
Tanninreiche (Bitterkeit) Weine verlangen nach süßen oder fettigen Gerichten. Fett und Zucker* halten die Tannine in Schach und bringen den Wein in Balance.
Säurehaltige Speisen benötigen einen Wein mit gleichviel oder mehr Säure, da der Wein sonst flach und langweilig wirkt. Enthält dein Raclette also saure Komponenten wie Essiggurken, sollte der gewählte Wein mit ihnen standhalten können.
Fettige Gerichte (wie Raclette) benötigen einen Wein mit ordentlich Säure oder viel Alkohol.
Süße Gerichte profitieren von Säure und sollten immer mit Weinen kombiniert werden die noch süßer sind, da der Wein sonst flach und langweilig wirkt.
Alkohol lässt Weine mit fettigen Gerichten standhalten und hilft außerdem dabei, die Süße eines Gerichtes auszugleichen.
Die hier aufgezeigte Liste ist nur ein kleiner Einblick in die Welt des Wine Pairings. Ein ausführlicher Artikel zur richtigen Weinbegleitung würde das Format dieses Beitrags sprengen.
Häufig finden sich beim Raclette eine unglaubliche Vielzahl an einzelnen Zutaten auf dem Tisch. Einen einzigen Wein zu finden der auf alles Passt, ist häufig gar nicht möglich. Ein klassisches Raclette mit Käse, Brot und Schinken schreit förmlich nach einem leichten und säurehaltigen Weißwein. Das ändert sich, wenn plötzlich Rind- oder Lammfleisch hinzukommen.
Fazit – Der beste Wein zum Raclette
Man kann aus der Auswahl des richtigen Weins zum Raclette eine Wissenschaft machen und es gibt sicherlich Menschen, die daran eine echte Freude haben, den einen perfekten Wein zum Raclette zu suchen. Fakt ist: Welcher Wein zu deinem Raclette passt, hängt vor allem vom verwendeten Käse und den Beilagen ab. Klassisch mit Käse und Weißbrot: Schnapp dir einen leichten, säure- und fruchtbetonten Weißwein wie Riesling oder Silvaner. Finden sich aromatische Fleischsorten auf dem Raclettegrill wieder oder verwendest du einen gut gereiften Käse, ist der Griff zu einem Rotwein durchaus eine bessere Idee.
Persönlich würde ich immer zwei oder drei unterschiedliche Weine zum Raclette reichen. Einen leichten Weißwein für alle, die ihre Pfännchen am liebsten mit leichtem Käse, Brot und Gemüse genießen und einen, der zu den gereichten Fleischsorten (meist Rind oder Lamm) passt. Mit einem fruchtigen Riesling und einem Pinot Noir machst du nur selten etwas verkehrt.